A Subtle Plague – Hung To Dry

A Subtle Plague stellen für Biographen wie für Soziologen gleichermaßen ein dankbares Forschungsobjekt dar. Ein waschechter New Yorker (Sänger Pat Ryan), die drei in Süddeutschland geborenen Brüder Benji (Bass, Gesang), Christopher (Gitarre) und Patrick (Gitarre) Simmersbach, die brasilianische Amerikanerin Analucia Da Silva (Gesang) und wechselnde Schlagzeuger – heute Tod Preus – tourten für ihr 95er-Album NO RE-PRISE zwei Jahre ohne Pause um den Globus, um dann doch nur eine Hand voll Tonträger zu verkaufen. Will die rockende Familie zwischendurch mal Luft holen, findet man sich in wohnungsloser Armut, vor gesperrten Bankkonten und befreundeten Couchgarnituren in San Francisco wieder. Das nennt sich dann wohl ehrlicher Rock’n’Roll?! Auch musikalisch: HUNG TO DRY hört man jedes einzelne gemeinsam durchstandene Konzert an. Das Album, in Genf aufgenommen und backstage um vier akustische Walkman-Aufzeichnungen (u.a. Coverversionen von Daniel Johnstonund Slovenly-Songs) erweitert, ist ein Dokument einer fürwahr leidenschaftlich lärmenden, anhaltend feurigen Liveband, die jedoch für kein noch so gut gefedertes Hotelbett dieses Planeten auf eine kleine Melodie verzichten würde. Nachdem sich die Walkabouts gänzlich in Streicherwohlklang aufzulösen drohen und das Sister-Double-Happiness-Revival vor der Jahrtausendwende wohl kein Thema sein dürfte, wäre es doch endlich mal an der Zeit für ein warmes Mittagessen für A Subtle Plague.