Abbey Lincoln – It’s Me
Eine Rampenkönigin war Abbey Lincoln nie. Eher gehörte sie zu den Verführungskünstlerinnen aus der zweiten Reihe, die sich nicht an Stimm-Akrobatik oder stilistischen Hautungen verheben wollte. Lincoln ist sich da mit ihrer auf den wohldosierten Ausdruck konzentrierten Stimme treu geblieben. Wenngleich sie auch im Alter von 73 Jahren nicht ihr Vorbild Billie Holiday verleugnet. Auch deshalb kann sie auf ihrem neuesten Album It’s Me nur scheinbar nichts aus der Fassung bringen. Diese musikalische Reise zwischen New York und Johannesburg ist mit ungeheurem Charme angelegt, den man sich aber erst erarbeiten muss. Denn Lincolns Stimme besitzt jenes Geheimnis, dass große Sängerinnen ausmacht. Mit nur wenigen Tönen, Phrasen kann sie ein Fenster zur Welt aufstoßen. Mit den auf markanten Samtpfoten daherkommenden Sidemen wie Kenny Barron IKlavierl und Drummer Ray Drummond. Aber auch dank der süffigen Streicherarrangements von Alan Broadbent. Lincolns Jazz-Songs und Gospels gehören zum Gestern wie zum Heute, und über allem liegt der wohl angenehmste Duft der Melancholie.
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