Abitur mit Maruschka – „Teufel im Leib“ von Marco Bellocchio :: Kinostart: 31. Juli
Familie, Schule, Militär: Seit mehr als 20 Jahren verspottet und verhöhnt der italienische Regisseur Marco Bellocchio in seinen Filmen die klassischen Institutionen der Gesellschaft. Kein Wunder, daß auch seine Neuverfilmung des Romans „Teufel im Leib“ von Radiguet alles andere geworden ist, als eine harmlose Neuauflage des gleichnamigen Filmklassikers von Claude Autant-Lara aus den frühen Fünfziger Jahren.
Bellocchios Version spielt in der Gegenwart. Giulia (Maruschka Detmers) verläßt ihren Verlobten, einen reumütigen Terroristen, zugunsten eines Abiturienten (Federico Pitzalis in seiner ersten Filmrolle). Die wilde Liebe zwischen der jungen Frau und dem Schüler dient dem Regisseur dazu, die Leidenschaft ironisch gegen ein bürgerliches Leben „von Mittelmäßigkeit und Normalität“ (Bellocchio) abzugrenzen.
Der Schülervater, der sich gegen die Passion seines Sohnes stemmt, ist von Beruf Psychoanalytiker. Und so hat Bellocchio obendrein noch Gelegenheit, die Psychoanalyse als eine Wissenschaft, die weitgehend dazu dient, die bestehenden Verhältnisse aufrecht zu erhalten, zu attackieren.
Maruschka Detmers, die ihre kometenhafte Karriere bei Godard begann, balanciert ihre Giulia auf einem schmalen Grat zwischen Wahnsinn und Anarchie. Im übrigen spielt sie einige gewagte Sexszenen mit so viel heiterer Selbstverständlichkeit, daß die Erotik in „Teufel im Leib“ zu einer Waffe gegen alle Konventionen wird. „Der letzte Tango in Paris“ seines Landsmanns Bertolluci wird Bellocchios „Teufel im Leib“ den Weg in die Lexika des erotischen und subversiven Films finden.
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