Acoustic Ensemble – Evan Parker Electro
Bei fast allen Jazz-Veröffentlichungen erübrigt sich eine essayistische Führung durch die Track-Landschaften. Wenn aber wie jetzt im Falle des englischen Saxofonisten Evan Parker die Kontaktstellen zur zeitgenössischen Musik gesucht und gefunden wurden, sollte es wie bei den Stockhausens & Co. wenigstens im Booklet eine kleine Hilfestellung über Motivation und Ausführung geben. So muss sich der gemeine Hörer selber und tastend an die Hand nehmen, wenn er sich durch Parkers Memory/ vision schlagen will, das für das Hubbersfield Contemporary Music Festival in Oslo komponiert wurde. Mit seinem Electro-Acoustic Ensemble, dessen Grundstamm mit Bassist Barry Guy und Schlagzeuger Paul Lytton wie gewohnt mit Parkers Kumpanen aus glorreichen Improvisationszeiten besetzt ist, hat der Brite dafür ein riesiges, einstündiges Sound-Netz ausgeworfen, das ganz im Sinne des Albumtitels die Kräfte des Gestern für das Morgen bündelt. Bis zurück zu einer Duo-Aufnahme von 1972 feat. Parker/ Lytton bilden hochkomplexe Interaktionen aus der Vergangenheit das Fundament für Memory/Vision. Und dessen fragmentarischer Atem jetzt von gleich vier Computer- und Sample-Spezialisten wie Walter Prati und Marcho Vecchi zu Klangspiralen und -verwehungen digitalisiert worden ist. Diese beiden akustischen und elektronischen Welten verschmelzen nun in Energiefeldern, die sich mal schemenhaft zu pulverisieren scheinen, mal an- und aufregende Konturen bilden. So ein Heavy Listening hat Zukunft.
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