Adam Green – Minor Love :: VÖ: 8.1.

Der Patient war beim Psychiater. Er hat ein Album aufgenommen, einen guten Produzenten gefunden, Wege aus den Phobien gesucht, die sein geschundenes Künstlerdasein auf eine erträgliche neue Stufe führen. Willkommen im Club; Adam Green ist gekommen, all den Mist nach Hause zu singen, den andere mit der Kneifzange nicht anpacken würden. Das kann er ja. Zum einen sind dies die schönen Schunkellieder, deren Melodien einem gefährlich bekannt vorkommen, wahrscheinlich weil der Künstler sie in einem anderen Leben für seine Katzen gesungen und mitsamt den Moldy Peaches in die Tonne getreten hat. Zum anderen nimmt er es auch gerne mit derangierten Folksongs und windschiefer Rockmusik auf, die in seinem aufrechten Croonervortrag an Schönheit, ja Bedeutung gewinnen. Selten klangen Verzweiflung und Dreck so sauber und hübsch.

Außerdem ist der talentierte Mr. Green gerne der große Impersonator, der seine Helden wie das Häschen aus dem Hut zaubert, bei „What Makes Him Act So Bad“ ist das Lou Reed, bei „Boss Inside“ Leonard Cohen. Jeder, der nur halbwegs ein Herz hat, wird dies für den angeschlagenen Entertainer aufbringen, ihm Song für Song in die verständnislosen Augen und den offenen Mund schauen und sich fragen, wie jemand nur so wunderbar singen kann. Grundsätzlich ist nichts neu auf diesem neuen Album, selbst Noah Georgeson (bekannt von Devendra Banhart) hat der Platte als Produzent keine richtige Linie verpassen können, was ihre Stärke ist. Sie hüpft so zwischen gut und bös hin und her und verlässt sich allein auf den Mann mit der Zauberstimme. Da ist es gar nicht schlimm, dass das Gros der Songs auf MINOR LOVE auf überschaubarem Niveau bleibt.

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