Es gehört schon eine gute Portion Mut und Selbstbewußtsein dazu, anno ’82 in Deutschland als deutscher Musiker mit einem althergebrachten, englischsprachigen Rockprodukt aui den Mark zu kommen. Und Glück. Letzteres wäre Alex Conti nach seinen nicht gerade erfolgreichen Experimenten und Aktivitäten der letzten Jahre zu gönnen. Immerhin kann der Ex-Gitarrist von Curly Curve, Atlantis, Rudolf Rock, Salt III und Lake sich die Plakette anheften, zu den besten Saiten-Experten der Republik zu zählen. Der schnellste ist der Berliner mit Wohnsitz Hamburg ohnehin.

Auf seiner ersten Solo-LP CONTI kann man sich davon überzeugen. Flinke Gitarren-Riffs und -Soli, seit Lake-Erfolgstagen einer größeren Masse im Ohr, zieht er gekonnt und präzise vom Brett. Daß er sich dabei in der selbstproduzierten Sicherheit der mannigfachen Reproduktionen wiegt, bleibt wohl keinem langjährigen Beobachter verborgen.

Überraschend Neues ist folglich von Alex Conti auf Solopfaden nicht zu hören. Er öffnet nicht die Tür zu verborgenen, brachliegenden Ideen-Kammerchen. Gewiß, seine Kompositionen sind gradliniger als vieles, was er die Jahre zuvor runtergespielt hat. Kompositorisch hatte er sich ohnehin immer in auffälliger Zurückhaltung geübt. Doch einen Wendepunkt markiert CONTI nicht.

Mit dem sicheren Instinkt eines alten Fuchses bewegt er sich durchs Revier der anglo-amerikanischen Rockmusik. Hin und wieder schweift sein Blick vom Weg ab, wenn sich etwas Interessantes bietet. Zum Beispiel, wenn Tastenmann George Kochbeck aus seinen Jazz-Tagen bei Joachim Kühn plaudert. Oder wenn Paradiesvogel Zabba Lindner am Schlagzeug Dampf macht. Dann langen alle drei mit gleicher Kelle zu.

Erfreulicherweise ist Alex Conti aber gegenüber vielen alten Kollegen seinem eigenen Musikstil und seiner Individualität treu geblieben. Trittbrettfahrer in seinem Alter gibt’s im Augenblick schon genug; Alex steht immer noch auf eigenem Boden. Diese Ehrlichkeit sollte man auch einmal lobend erwähnen. Ob sie ihn weitergebracht hat, ist eine andere Frage.