Annett Louisan

Boheme

Erwachsener Singer/Songwriter-Pop in deutscher Sprache.

Wurde ja Zeit, dass sich auch in Deutschland jemand traut, dem, was sich in Frankreich mit dem IMouveau Chanson und in den USA mit dem neuem Barjazz ä la Norah Jones tut, einen eigenen Versuch entgegenzusetzen, abseits von angestrengter Liedermacherei. Und die Berliner Sängerin und Songschreiberin Annett Louisan hat durchaus etwas zu bieten: Die Songs auf ihrem Debüt kommen mit lässiger Souveränität, dafür ohne Schmalz und Pathos daher, sind im angejazzten Chansonformat mal mit einer Prise Country, mal einem Schuss Blues oder leichtem Bossa-Einschlag sparsam und geschmackssicher arrangiert. Ihre Texte formuliert sie angenehm ungestelzt, gerne mal doppelbödig oder provokant wie die pfiffige Umdrehung gängiger Rollenklischees im Opener „Das Spiel“, und auch mal offen boshaft wie in „Die Dinge“. Einen starken Mitstreiter hat die 25-Jährige in Gitarrist Hardy Kayser, dessen uneitles, vielseitiges Spiel ihr mit geringem Aufwand abwechslungsreiche Klangkulissen schafft. Manchmal würde man sich Anett Louisans Stimme etwas weniger kleinmädchenhaft wünschen, und es wäre schön, wenn ihre Songs sich auch mal mit etwas anderem als Beziehungsthemen befassten. Dennoch überwiegt der Eindruck, dass wir hier hier einer interessanten neuen Stimme im deutschsprachigen Pop begegnen, die dereinst vielleicht ein Mal jene Rolle spielen könnte, die zwei Generationen früher Ulla Meinecke zugedacht schien, von der dann aber nie so recht angenommen wurde. Mutig ist das alles deshalb, weil man in einer Musik- und Medienlandschaft wie der deutschen mit dieser Art von Ware schnell zwischen allen Stühlen landen oder zu Unrecht ins Schlagergetto zwangseingemeindet werden kann. Mit Annett Louisan sollte das nicht passieren.