Anoar Brahem – Thimar
Irgendjemand war mir zuvorgekommen und hatte meiner Gemüsefrau eine Cassette mit dieser Musik aufgenommen. Neulich legte sie das Tape ein, genau in dem Moment, als ich ihr gerade von der schönsten Platte des verflossenen Jahres erzählen wollte: von Klängen, die nichts gemeinsam haben mit dem faden Background-Gesäusel im Eso-Buch laden; von elf Stücken, die eine Rehabilitierung des Unwortes „Entspannungsmusik“ notwendig machen, von den zwei begnadeten Instrumentalisten John Surman (Sopransax, Baßklarinette) und Dave Holland (Baß), die gemeinsam mit dem Oud-Virtuosen Anouar Brahem scheinbar traumwandlerisch zusammenspielen; von Brahems ersten musikalischen Gehversuchen mit jener geheimnisvollen Knickhalslaute in seiner Heimatstadt Tunis und seinem Eintritt ins Konservatorium als Zehnjähriger; von seinen Reisen als Erwachsener in die USA und nach Europa und seinem gelungenen Versuchen, arabische Klangstrukturen mit westlichen zu kombinieren; von seinen drei anderen Platten, die ebenfalls auf Manfred Eichers feinem (und jüngst mit dem Münchener Musikpreis ausgezeichneten) ECM-Label erschienen sind. Von all dem wollte ich ihr erzählen. „THIMAR ist arabisch und heißt ‚Früchte‘!“, sagte sie. Wir haben uns dann einfach die Musik angehört.
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