Audio88 & Yassin

Todesliste

Normale Musik/Groove Attack (VÖ: 12.2.)

Warum noch rappen, wenn sich nichts ändert? Der Wut-Rap aus Berlin ist immer noch wütend.

2009 finden die Rapper Audio88 und Yassin in ihrer Wahlheimat Berlin zueinander. Mit ZWEI HERRENGEDECK, BITTE beginnt die Liaison. Mehr als ein Jahrzehnt später veröffentlicht das Rap-Duo sein sechstes Album. Zeit für ein feierliches Großbesäufnis?

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Die nüchterne Bilanz: Chartsplatzierungen und Soloalben, Welt nicht verändert – im Gegenteil, es wird dunkler. Rechtsradikale Netzwerke in der Polizei, Deutschland versinkt im braunen Sumpf. „Fick das braune Pack und ihre Politik“, skandiert Yassin im Track „Plus 1“. Sahen die zwei in ihrem Vorgängerwerk HALLELUJAH noch die Möglichkeit zur Erlösung, erkennen sie im ersten Song der neuen Platte, „Schlechtes Gewissen“, nicht einmal mehr einen Sinn darin, zu wiederholen, dass der „Zeitgeist“ scheiße ist.

TODESLISTE ist Wut-Rap, der poppig daherkommt

Die musikalischen Mittel, die man dieser Welt entgegensetzen kann, sind ausgeschöpft. Wenn es nicht mehr hilft, wortreich auszuteilen, weil es „dieselben Witze wie vor fünf Jahren“ wären, muss sich die Verzweiflung an der Gegenwart radikalisieren: Bleibt einzig die Option, uns alle zum Abschuss freizugeben und zu wiederholen, dass kein Einzelner von uns hier unbeschadet rauskommt, wenn wir nicht klar Position gegen rechts beziehen.

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TODESLISTE ist Wut-Rap, der poppig daherkommt. Ernüchterung zieht sich durch das Album. Nicht nur über den Zustand der Welt, sondern auch über das eigene musikalische Schaffen. Musik muss nicht die Welt verändern, aber wenn die eigene Systemkritik nur noch ein „Fließbandjob“ ist, wie es im gleichnamigen Track heißt, stellt sich die Frage, warum man überhaupt noch weiterrappt. In „WUP“ geht der Angriff auf das Abendland weiter. Subtil und neu ist das nicht, aber wenn man sich eine wogende Masse in irgendwann wieder vollen Hallen vorstellt, die laut „Ich bin weiß und privilegiert“ mitgrölt, kann das dem Scheißzeitgeist zumindest nicht schaden.

„TODESLISTE“ im Stream hören:

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