Automat

Ostwest

Bureau B/Indigo

Der Kraut-Techno-Rock des Berliner Allstar-Trios funktioniert auch ohne seinen politischen Überbau.

Die Frage ist: Kann ein Sound schon politisch sein? Auch ohne Text? Automat wollen diese Frage mit Ja beantworten. Schon weil die Entstehungsumstände von OSTWEST zu eindrücklich waren. Das dritte Album des Berliner Allstar-Trios nach dem Debüt, AUTOMAT (2014), und PLUSMINUS (2015) nahm in den sogenannten Candy Bomber Studios auf dem stillgelegten Flughafen Berlin-Tempelhof Gestalt an. In dessen alten Hangars waren, während Jochen Arbeit (Einstürzende Neubauten), Achim Färber (Project Pitchfork) und Georg Zeitblom (vor langer Zeit Sovetskoe Foto) nebenan aufnahmen, Tausende von Flüchtlingen in Notunterkünften einquartiert.

Diese Nachbarschaft, glauben die drei, muss in ihre wie gewohnt hypnotischen, zwischen sprödem Techno und klassischem Krautrock changierenden Instrumentals eingeflossen sein. Ist sie wahrscheinlich auch, nur direkt zu hören ist das nicht auf diesem Konzeptalbum über die diversen Fehlschläge des Neoliberalismus. Man könnte, wenn man denn will, einzelne vorbeiwehende Schatten von Stimmen, manchen herumtorkelnden Melodie­fetzen als Anspielung auf arabische oder fernöstliche Kulturen verstehen. Muss man aber nicht. Die Musik mit ihrem selbstsicheren Swing, der nicht einschläfernden, sondern aktivierenden Monotonie und der wundervollen Ba­lance zwischen Chill-out und Dance funktioniert auch ohne einen konzeptionellen Überbau hervorragend.