B.B. King – Deuces Wild

Der Kirche des Blues ist dieser B.B. King erhalten geblieben wie dem Vatikan die Reliquien des Petrus. Im Unterschied zu seinem katholischen Gegenpart weilt B.B. King noch unter seinen Jüngern. Teilt mit ihnen sein täglich Brot und spielt Gitarre. Wenig innovativ, aber unendlich langmütig predigt der Meister den Rock’n’Roll, singt den Rhthm’n’Blues.“The Thrill Is Gone“? Tracy Chapman widerspricht. „Love Me“? Mick Hucknall tut es. „Rock Me Baby“? Eric Clapton läßt sich nicht zweimal bitten. Die Prominenz, wen wundert’s, gibt sich die Klinke in die Hand. Bonnie Riatt, Dionne Warwick und sogar Willie Nelson – they’re all „Paying The Cost To The Boss“, wie selbst die Rolling Stones spielfreudig einräumen. Da ist der italienische Joe Cocker, Zucchero – und der britische Zucchero, Joe Cocker. Sogar David Gilmour besinnt sich auf das, was er am besten kann, nämlich auf seinem Hintern zu sitzen und den Blues zu spielen. Im Schlepptau von Willie Nelson kommt der Country auf einen Whiskey vorbei und plaudert über alte Zeiten („Night Life“). Und hat irgendwer daran gezweifelt, daß auch Van Morrison seine Finger im Spiel haben würde? Doch alle spielen sie auf, als seien sie tatsächlich ein wenig inspiriert. Ein bißchen beseelt, von der konventionellen, routinierten, altbackenen Religion des Blues. Ich komme zur Besinnung: B.B. King klingt wie B.B. King und wird dabei unterstützt von Leuten, die immer schon wie B.B. King klingen wollten. Und das ist irgendwie auch gut so.