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In überragender stimmlicher Verfassung befand sich die Folk-Diseuse SANDY DENNY schon vor ihren Fairport Convention-Jahren, als sie 1967 mit den Strawbs für Sonet in Dänemork ein gutes Dutzend Songs aufnahm, darunter eine sensationelle Version ihres Klassikers ,Who Knows Where The Time Goes“. Sechs Jahre blieben die Aufnahmen unveröffentlicht, bis sie dann unter dem Titel ALL OUR OWN WORKS auf dem Hallmark-Label doch noch erschienen. Der CD-Neuausgabe SANDY DENNY & THE STRAWBS (Rough Trade) fehlen zwar zwei Songs der Vinylversion aus dem Jahr 1973, dafür bietet sie aber ersatzweise drei bislang nicht erhältliche Aufnahmen — ein Fest für Folkfreaks, denn die verschollen geglaubten Bänder wiesen beim späten Abhören im Studio eine erstaunliche Klangqualität auf. 5 Eine Ausgrabung besonderer Art sind auch Aufnahmen, die Rock-Historiker (Jhe Sound Of The City“) und DJ CHARLIE GIL-LETT während der 70er Jahre in seiner BBC-Show .Honky Tonk“ präsentierte, darunter die legendären Erstfassungen von .Sultans Of Swing“ (Dire Straits) und „Between You And Me“ (Graham Parker). THE HONKY TONK DEMOS (Line) bieten vor allem jenen Sammlern interessantes Material, die — von frühen ABC bis hin zu WIT-CHES BREW – nach verborgenen Kostbarkeiten suchen. 4 Apropos kostbar: Fabelpreise erzielten teilweise die wenigen Singles, die der junge ALBERT LEE in den Jahren 1968 bis 1970 mit diversen, locker formierten Studiobands aufgenommen hatte. Seinerzeit von Deep Purple-Producer Derek Lawrence mit reichlieh fließenden Hit-Tantiemen finanziert, werden jetzt auf BLACK CLAW & COUN-TRY FEVER (Line) 22 Aufnahmen aus diesen Sessions veröffentlicht. Und zwar überwiegend zum ersten Mal. Gitarrist Lee glänzt hier übrigens auch als rundum versierter Countryrock-Sänger. 3 Eine weitere Rarität mit ewig verschollenen Frühwerken: Early On (1964-1966) mit David Bowie. 17 Aufnahmen, die der jugendliche David Jones — betreut von diversen Produzenten — vor seinem kurzen Deram-Gastspiel auf Band hinterließ (eine Auswahl der Songs zirkulierte bislang auf diversen Bootlegs). Die alten Titel dokumentieren, in welchem Maße Bowie sich schon zu Beginn seiner Karriere als Pop-Chamäleon verstand. Interessenten sollten auf die CD (Rhino/ARIS) zurückgreifen, da der Silberling mehr Tracks enthält als die Vinylausgabe. 3 In der bislang besten Klangqualität: DO YOU BELIEVE IN MAGIC, die mittlerweile vierte CD-Version des Debüts von LOVIN‘ SPOONFUL (Castle). Der Pingpong-Stereomix geriet bei den Aufnahmesessions der Band zwar nicht zum Kobinetfstückchen a la RUBBER SOUL (das Beatles-Album erschien ebenfalls 1965), Dilettanten saßen aber auch bei Lovin‘ Spoonful nicht am Mischpult. 4 Genau umgekehrt verhielt sich die Sache beim Mitschnitt eines Konzerts, den Spoonful-Chef JOHN SEBASTIAN 1970 unter dem ebenso kurzen wie bezeichnenden Titel CHEAPO CHEAPO PRODUCTIONS PRE-SENTS REAL LIVE JOHN SEBASTIAN freigab. Obwohl von Doors-Produzent Paul Rothchild mitgeschnitten, klang diese Aufnahme unglaublich bescheiden. Die beim Teldec Import Service (TIS) erschienene, japanische CD mit derselben Konzertaufzeichnung rückt das Bild dank besserer Technik endlich zurecht — mit zwanzig Jahren Verspätung. 4 Ebenfalls als Japan-Importe über TIS erhältlich: drei Studioproduktionen der Spoonfuls aus den frühen 70er Jahren, darunter auch WELCOME BACK, mit dem John Sebastian seine dritte Karriere — als gutbezahlter Soundtrack-Handwerker — startete.
It was twenty years ago today! Nein, nicht Sgt. Peppers Kapelle für einsame Herzen, sondern die ganz und gar nicht schlimmen Badfinger spielten, als GEORGE HAR-RISON with a little help from a couple of friends anno 1971 mildtätig das CONCERT FOR BANGLA DESH veranstaltete. Anschließend gab’s zwar nicht Reis, dafür aber Arger satt, weil bei der Verteilung der Wohltätigkeitskohle nicht alles mit rechten Dingen zugegangen war. Das Publikum im Madison Square Garden allerdings hatte keinen Grund, sich zu beklagen. Immerhin trug sogar BOB DYLAN zum Gelingen des Abends bei — mit fünf berühmten Liedern aus frühen Protesftogen. Dem Gesomtereignis kann man jetzt mittels einer Doppel-CD (Epic/Sony Music) lauschen, deren Klangbalance mit dem Album von 1971 (drei LPs) weitgehend identisch ist.4 Der Publicity zum Trotz, die durch das Bangla Desh Benefiz-Spektakel auch für BADFINGER abfiel, schaffte diese Band nie den ganz großen Durchbruch. Auch nicht, als sie von Apple Records zum Warner Label wechselte und auf BADFINGER und WISH YOU WERE HERE höchst gefällige Popsongs feilbot, die mehr als nur beiläufig an die Beatles erinnerten. CDs aus Japan (über TIS) unterstreichen, daß Badfinger wohl doch unter Wert gehandelt wurden. Noch in diesem Jahr werden auch jene Songs auf CD greifbar sein, die seinerzeit von der Gruppe für Apple eingespielt wurden. 3 (4] Ebenfalls wieder in den Regalen: SONGS OF THE NEXT GREAT DEPRES-SION von Country Joe-Gitorrisl BARRY MELTON (Line), das 70er-Album WHAT ABOUT ME vom Quicksilver Messenger Service (TIS), WIND DANCER von Terry & The Pirates [Line), die bei den Aufnahmen zu diesem Werk unter anderem von Nicky Hopkins, Lonnie Turner und John Cipollina unterstützt wurden. 5 Neu in der Legacy-Serie von Sony Music: die als Retrospektive gedachte, klangtechnisch beachtliche Doppel-CD TIME CIR-CLE (1968-1972) von SPIRIT. 5 An Raritätensammler richtet sich die Kompilation SAN FRANCISCO NIGHTS (Rhino/ARIS). Auf diesem Sampler musizieren neben Bands wie BEAU BRUMMEIS, MYSTERY TREND, den CHARLATANS und den SONS OF CHAMPLIN auch bekanntere Gruppen. So sind unter anderem die YOUNGBLOODS und die GREAT SOCIETY um GRACE SLICK mit frühen, teils aber bereits auf CD wiederveröffentlichten Aufnahmen vertreten. 4 GEORGE JONES, die von Suff und Drogen beinahe ruinierte Country-Legende, genießt seitens etlicher Kollegen fast schon kultische Verehrung. Wer der Ursache für so viel Bewunderung auf den Grund gehen möchte, sollte sich den Sampler BEST OF GEORGE JONES (ARIS) zu Gemüte führen. Evergreens wie .White Lighlning“ und Heuler vom Formal eines .She Thinks I Still Care“ suchen auch heute noch ihresgleichen. 5 Als Klassiker des meditativen Genres gelten HOSIANNA MANTRA (1973) und die TANTRIC SONGS (1981) von POPOl VUH, zwei Werke, die sich erfolgreich bemühen, durch absolute Schlichtheit zu ergreifen — und denen die Digitalisierung erwartungsgemäß bestens bekommt (über Celestial Harmonies/ARIS). 4 Weil der Song T Driver’s Seat“ immer wieder mal Geld einspielt, liegt auch FICKLE HEART, das LP-Debut von SNIFF ‚N‘ THE TEARS, erneul auf CD vor (Intercord). 4 1969 waren Kollagen .in“, Konzeptalben und Klassikelemente. MAN ließen nichts davon anbrennen, nachzuhören auf der Debut-LP REVELATION (TIS). Zwischendurch scheint auch mal der erdige Sound durch, der spätere Platten der Waliser Hippies mit dem dampfigen Wasserpfeifen-Image zur besseren Wahl machte. 3 Weil PAUL CARRACK mittlerweile eine ganze Reihe von Hits für verschiedene Bands geschrieben hat, halten es die Spezialisten von Demon Records für angebracht, eine CARRACKTER REFERENCE (TIS) mil Titeln wie Jempled“, .How Long“ und .Silent Running“ vorzulegen. 4 Endlich auch auf CD: YOU CANT HIDE YOUR LOVE FOREVER (1981). Das in der Vergangenheit teuer gehandelte Debut-Album von Orange Juice gilt nicht umsonst als Initialzündung der schottischen Popmusik. Der hinreißende Mix aus Byrds-Gitarren, Punk, Memphis-Soul und pubertärer Emphase ist noch heute unwiderstehlich. Als Dreingabe gibt es auf derselben CD (von IMS) auch noch das Album THE ORANGE JUICE (1984), das die Band seinerzeit ein wenig vorlaut als .beste weiße Soul-LP“ bezeichnete. 5 16 der fabelhaftesten Aufnahmen, die FRANK SINATRA in seinen Jahren bei Capitol Records einspielte, werden jetzt von EMI veröffentlicht. FRANK SINATRA SINGS THE SELECT COLE PORTER ist Pop vom AIlerfeinsten. 6 Für all jene, die gelegentlich die Belastbarkeit ihrer Lautsprecher prüfen, gibt’s ein Werk, das die RHYTHM DEVILS (also die Grateful Dead-Musikanten Kreutzman, Hart und Lesh sowie deren Freunde Airto Moreira und Flora Purim) anno 79 zum ersten Mol präsentierten. In den APOCALYPSE NOW SESSIONS (Rough Trade) rekonstruieren die Devils mit teilweise extremer Dynamik auf ihren Instrumenten, was sie angesichts einer Privatvorfuhrung von Francis Ford Coppolas Vietnamfilm empfanden. Die von Ton-Mann Joe Gastwirt neu gemischten und digital transferierten Aufnahmen sind aus dem Stoff, aus dem audiophile Träume sind: aus wonnigem Wohlklang nämlich, aber auch aus mörderischen Monstersounds — daher ausnahmsweise keine Wertung.
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