Bad Religion – The Gray Race
Viele Bands, die in den 80er Jahren das Indie-Geschehen beeinflußten – von Sonic Youth bis Dinosaur Jr. – suchten gitarrenhalsringend nach neuen Tönen im Rock’n’Roll, nach zeitgenössischen Ausdrucksformen in der Space-Shuttle-Ära. Anderen Kapellen war solches Treiben stets ziemlich wurscht – vor allem Bad Religion. Das Ansinnen der Fünfergruppe aus Kalifornien blieb sich über all die Jahre bis heute gleich: supernetten Chorgesang mit ratternden Drums und fettem Gitarrengebolze zu vermischen, und sonst nichts. Wie fiese Pop-Viren setzten sie sich also im Punk-Körper fest, um ihn von innen her hinterlistig aufzuweichen und schließlich kaltlächelnd zu übernehmen. Mit ihrem GENERATOR-Album wäre ihnen das Zerstörungswerk fast schon gelungen, jetzt aber haben wir’s amtlich: THE GRAY ROSE kennt endgültig nichts mehr und macht den bösen, schweren Punk zum lustigen, luftigen Pop. Das neue Album hat genau die richtige Leichtigkeit und Unbeschwertheit, um sich mühelos ins Ohr zu schmeicheln, ohne andererseits irgendwas an Kraft und Spucke zu verlieren: Das Schlagzeug prügelt sich durch eine überschaubare Rhythmik, die Gitarren knarzen durch manchmal recht wagemutige Akkord-Schlaufen, und Grag Graffin singt sich wie seit anno Schnee mit den Seinen durch die Wunderwelt der Harmonie. Wesentlich deutlicher als das Vorgänger-Album STRANGER THAN FICTION setzt das neue Album auf die lässige Eleganz der Melodien, alle Rabauken-Sturheit und Vier-Viertel-Plattheit hat die Band mittlerweile souverän abgeschüttelt. Spürbar auf THE GRAY RACE ist vor allem eine äußerst fröhliche Spiellaune: Das liegt wohl zum einen am treffsicheren Produzenten Ric Ocasek, sicher aber auch an der Tatsache, daß neue Mitglieder eine Band durchaus inspirieren können – Neu-Gitarrist Brian Baker hat an einigen Bad Religion-Songs mitgearbeitet und wuchtet geschmeidig mit. So kommt man geschwind in die Charts und auf nette, sanftmütige Pogo-Parties auch, das ist mal sicher. Es zeigt sich eben jedes Jahr wieder, daß Bad Religion unzerstörbarer Rest-Trash sind – wie Godzilla, Jodie Foster oder Andi Sammers Meniskus. Als Zuckerl gibt’s auf der CD übrigens noch eine eingedeutschte Version des mutmaßlichen neuen Hits ‚Punk Rock Song‘. Lustig: Da klingen Bad Religion nun endgültig wie die Regensburger Stromspatzen.
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