Barenaked Ladies – Everything To Everyone

Wie Rockstars sehen die Barenaked Ladies nun wirklich nicht aus. Eher wie desillusionierte Sozialarbeiter: fünf Mittdreißiger mit hoher Stirn, Doppelkinn, Hornbrille und Bierbauch, die musikalisch auf familienfreundliche Hausmannskost setzen. Große, fröhliche Popmusik mit mehrstimmigen Harmonien ist das – mit warmer Instrumentierung und verspieltem Touch. Handwerklich absolut perfekt und mitunter Inach bestem Brian-Wilson-Vorbild) fast sinfonisch inszeniert, aber doch immer sehr überladen, kitschig und schlichtweg nervig. Das gilt insbesondere für die Kirmes-Harmonie in „Maybe Katie“, die Vocoder-Effekte in „Another Postcard“, die Country-Nummer „For You“ und das Disco-Traktat „Shopping“. Klar, eintönig oder gar monoton ist die Musik der Barenaked Ladies nun wirklich nicht, aber auch nicht besonders innovativ und originell. Eher provinziell. Was die Ladies und vor altem die Hauptsongwriter Ed Robertson und Steven Page dagegen richtig gut beherrschen, sind große melodramatische Batladen wie „Next Time oder „War On Drugs„. Dabei können sie dann ihrewagnerianische Adervollausleben, in Pathos, Melancholie und Herzschmerz schwelgen und ihre akustische Filigranarbeit mit orchestralem Zuckerguss überziehen. Das ist dramatisch, packend und visionär. Davon abgesehen unterscheidet sich everything to everyone kaum von seinen Vorgängern wie maroon oder stunt. Die Herren aus Toronto haben dieselbe Platten noch einmal aufgenommen.