Basement Jaxx – Remedy
Hierzulande kennt der eine oder andere von Felix Buxton und Simon Ratcliffe vielleicht die Ragga-House-Nummer“Flylife“, Experten haben weise lächelnd Basement Jaxx-Remixe für INXS und die Pet Shop Boys zur Kenntnis genommen, nachtaktive Ibiza-Urlauber wahrscheinlich schon mal zu „Samba Magic“ getanzt. In England ist wieder mal alles anders. Dort zählen Buxton und Ratcliffe bereits seit Jahren zu den angesagtesten House-DJs. Heute noch erzählt sich die Szene von ihren ebenso legendären wie illegalen Parties in einem versifften mexikanischen Lokal in Brighton. White Labels und Dub Plates der beiden werden iu horrenden Preisen gehandelt. Jetzt erscheint auf XL Recordings (u.a. The Prodigy) das Debütalbum von Basement Jaxx. Und erhält gleich Schützenhilfe aus berufenem Munde. Thomas Bangalter- der Mann schenkte uns mit Stardusts „Music Sounds Better With You“ eine der Singles des letzten Jahres und zusammen mit seinem Kumpel Guy-Manuel de Hörnern Christo unter dem Projektnamen Daft Punk eines der Dance-Alben überhaupt – ließ unlängst verlauten, daß die Basement Jaxx die einzige moderne Musik machen, die er sich überhaupt anhören könne. Und „The Face“, das Hype- und Hofblatt der englischen Szene, kürte REMEDY bereits Anfang Mai kurzerhand zur „1999’s best dance lp (yes, already)“. Das ist natürlich ein bißchen hoch-, aber nicht aus der Luft gegriffen. Gleich Track Nummer eins („Rendez-Vu“) zum Beispiel hat mit seinen Flamenco-Gitarren, den repetetiven Vocoder-Stimmen und dem Latino-Touch das Zeug dazu, die Nachfolge des oben erwähnten „Music Sounds Better With You“ anzutreten. Jump’n’Shout“ führt Ragga zu neuen Ufern, „Red Alert“ (mit seinem unwiderstehlichen Telefongeklingel-Sample) definiert im Vorbeigehen eben mal den Begriff „funky“ neu. Überhaupt ist das alles sehr, sehr partytauglich, als Koordinaten seien ansatzweise mal die Chemical Brothers (deren neues Album SURRENDER bei aller Liebe nicht mit REMEDY mithalten kann) und Underworld genannt. Aber eben nur ansatzweise, denn Basement Jaxx fühlen sich im Chicago House genauso wohl wie im Ragga oder bei Big Beat. Lässigen HipHop hat’s ebenso (man höre und staune, was Felix Buxton und Simon Ratcliffe in „Same Old Show“ aus „On My Radio“ von Selecter und „Hip Hop Vs. Rap“ von KRS-One machen) wie nonchalanten Drum ’n‘ Bass (der englische „New Musical Express“ bemerkte nicht ganz zu unrecht, daß allein in den sechs Minuten von „Always BeThere“ ähnlich viele Ideen stecken wie sonst nur in einem ganzen Goldie-Album). Hier verschmelzen akustische und elektronische Elemente, Genre-Grenzen und Club-Formate verschwimmen. Und unterm Strich bleiben vielleicht die aufregendsten, smartesten und lässigsten 58 Minuten deines Lebens.
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