Be Bop Deluxe – Modern Music

„Flitterwochen auf dem Mars – Verloren in der Neonwelt – Das Gold am Ende meines Regenbogens – Babylonische Waisen – Luftsprünge im Zwielicht“, solche Songtitel vermitteln, wenn auch nur optisch , eine Vorstellung von Be Bop Deluxe und ihrem viertem Album MODERN MUSIC. Visuelles Utopia auch auf dem Cover, auf dem die vier Herren als clevere Welt-Manager vor einer Weltkugel posieren.

BBD-Musik ist aus vielen kleinen Tonpartikeln zusammengesetzt, ein Klangpuzzle, auf dem beliebig viele bekannte Gruppen verschoben werden: Beatles, Queen, Roxy Music. die Seite fängt an wie Dylans“All Along The Watchtower“, die Erinnerung wird aber schnell wieder weggedrängt. Eigentlich hat man ständig das Gefühl, hier spielen ein Dutzend Gruppen unter der Regie eines wahnwitzigen Filmmusik-Regisseurs. Das ist so dichtgedrängt arrangiert, als gelte es ein 100-Mann-Sinfonieorchester durchs berühmte Nadelöhr zu schieben.

Charakterisieren kann man den BBD-Stil vielleicht als Sound-Collage, in der kein populärer Musikstil übergangen wurde. Doch dank des Gitarristen Bill Nelson führt ein roter Musikfaden durch das Labyrinth, das nicht einmal in einzelne Stücke, sondern nur noch in Seite 1 und 2 zerlegbar ist. Die Texte sind wie die Titel technologisch, futuristische Traumfetzen, aus denen man hin und wieder mittels eingeblendete Radioansagen (Seite 2) brutal geweckt wird. Und ganz sophisticated – eine Spur Rock’n’Roll fehlt auch nicht, zu hören auf „Forbidden Lovers“.

Ich würde sagen, daß Moderne Musik, ohnehin nur was für moderne Menschen ist, Folkfans oder Altrock’n’Roller werden sich hier zu Tode gähnen, Medienfans aber sicher bis Prorammschluß durchhalten.