Be Your Own Pet – Be Your Own Pet
Wer wissen möchte, was US-amerikanische Teenager so im Kopf haben, fragt sie am besten selber: 31 Prozent sind laut einer dieser „Erhebungen“ überzeugt, daß sie eines Tages berühmt werden. Haben also, könnte man meinen, gar nichts im Kopf. Jemima „Pearl“ Abegg, Jonas Stein, Nathan Vasquez und Jamin Orrall sind US-amerikanische Teenager (Durchschnittsalter: 17) und werden mit einiger Sicherheit spätestens in zwei Monaten weltberühmt sein, aber im Kopf haben sie laut Selbstauskunft anderes: Koffein, Süßigkeiten, superscharf gewürztes Essen sowie Vinylplatten von XTC, Television und T. Rex. Nach der aktuellen Single „Let’s Get Sandy (Big Problem)“ haben wir gar nichts mehr im Kopf außer einer summenden weißen Stille. Was ist passiert? Wir sind in einen Wirbelsturm hineingeraten, der so vandalisch vehement stürmt, daß er seine verheerende Wirkung sogar rückwärts durch die Zeit entfaltet: Wenn man nach diesem Album assoziationsweise mal wieder MC5 auflegt, ist aus Kick Out The Jams eine harmlose Portion Wackelpudding geworden. Selbst die Sex Pistols kriegen gegen Be Your Own Pet blasse Ränder, und im Grunde ist das sowieso egal, denn die Lust, die gesamte Plattensammlung aus dem Fenster zu schmeißen und gleich noch das Haus in die Luft zu sprengen, wird spätestens bei „Stairway To Heaven“ übermächtig. Und nein, das ist keine Coverversion, aber eine solche haben BYOP mal von Queens „Bicycle Race“ eingespielt und schon damit bewiesen, was man diesem Album erst beim zweiten Hören (also nach 33 Minuten) anhört: daß diese vier Kinder nicht nur lärmen wie der Urknall persönlich, sondern auch spielen können, daß (nur zum Beispiel) die Herren Supercoolprofimucker von den Strokes mit den Ohren schlackern täten, wenn sie ihnen nicht sowieso wegflögen. „Teenagers don’t give a fuck“, sagt Jemima (nicht zu diesem Thema, sondern überhaupt), und wenn man die Platte dann (nach 66 Minuten) zum dritten Mal hört und bei den finalen Höhepunkten „Fill My Pill“ („Get out of my skin!“) und „Ouch“ angekommen ist, weiß man, was es ist, was BYOP über all den Wahnsinn, Wucht, Raserei, tobenden Lärm, das infernalische Gewitter von Breaks und Akkorden hinaus auszeichnet und zum tatsächlich titanisch grandiosen Instant-Klassiker macht: die Vanilleeiskugel von wunderbaren Melodien, die Jemima einem mit vor Leidenschaft brennender, dabei aber unwiderstehlich souveräner Stimme derart ins Herz hineinbrennt, daß man sie nie. nie mehr vergißt.
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