Beastie Boys :: To The 5 Boroughs!
HipHop der ganz alten Schule: nach langer Plattenpause melden sich die New Yorker Pioniere mit Retro-Beats zurück.
In sechs Jahren kann viel passieren: Präsidenten, Popstars, und Kriege kommen und gehen, und Sounds, die gerade noch jung und hip waren, landen auf der zeitgeistlichen Müllhaide. Dinge, die im Leben von Mike D., Adam Horowitz und Adam Yauch keine Rolle spielen. Sie leben in ihrer eigenen Welt, mit eigener Zeitrechnung und eigenen Gesetzen. Etwa: eine Platte ist fertig, wenn sie fertig ist, egal, wie lange es dauert. Oder: Warum Hightech auffahren, wenn man mit bewährten Hilfsmitteln viel coolere Beats erzielen kann? Ein Ansatz, der dazu führt, dass ihr sechstes Album unglaublich altmodisch und retro klingt, aber auch so authentisch, dass es nur von den drei Berufsjugendlichen aus Brooklyn stammen kann. Denn was die Beasties in den 15 Tracks an Breakbeats, Scratchings, Loops und Samples auffahren, sind die frühen 8uer: Die pumpenden Beatbox-Sounds von Grandmaster Flash oder Afrika Bambaataa. Eine Retro-Nummer, die ohne jazzige Jams, Hardcore-Ausflüge oder Electronica auskommt, eine klare Abgrenzung vom Zeitgeist. Oder andersrum: Die Beasties zeigen dem HipHop, wo er herkommt und wie cool er einst war. Als wäre das nicht genug, geben sie ihm auch noch konkrete Inhatte – und die müssen nicht zwangsläufig hochtrabender Natur sein. Auch, wenn der Titel das vermuten lässt. Die Beasties sind nicht Springsteen oder Bon Jovi. Sie schreiben kein Konzeptalbum über 9/11, sondern offeneren einen Grenzgang zwischen ausgelassenen Party-Tunes wie „Ch-Check It Out“ und „Shazam!“, in denen sie Nonsens-Reime neben bizarre Samples stellen (Highlight: Kuckucksuhr), und Tracks, die trotz aller Verspieltheit ernste Inhalte transportieren. Etwa „Right Right Now Now“, das sich für stärkere Waffenkontrollen ausspricht, oder „Time To Built“, die Kampfansage an den Texaner im Weißen Haus. „We gota President we didn telect. The Kyoto treaty he decided to neglect.“
Und natürlich muss auch die Uebe Konkurrenz dran glauben, die sich in Sexismus und Statussymbolen verliert. Oder so der Vorwurf in „Hey Fuck You“ – ungeniert beim geistigen Eigentum anderer bedient. Genau das kann man den Dreien nun wirklich nicht vorwerfen. Sie haben so viele Ideen, dass sie noch 30 Jahre weiter rappen können. Bei derart langen Schaffenspausen eigentlich kein Wunder.
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