Beck

The Information

One, two, you know what to da: Hip-Hop-Routinen, Songwriter-Exkurse und domestizierte Experimente von einem Bastelkünstler, der längst zu alt ist für Avantgarde, aber immer noch viel zu jung für Longeweile.

Es muss hier mal eine Lanze für GUERO gebrochen werden, das sträflich unterschätzte letztjährige Beck-Album. Mit seinem präzisen, minimalistischen Slow-Hop-Sound war es sicherlich nicht die beste, aber vielleicht die perfekteste Beck-Platte überhaupt. Aber wie es eben so ist: Routine auf hohem

Niveau wird selten honoriert, und bei dem Mann, der das sgt. pepper der 90er Jahre schuf und zum Nick Drake des vergangenen Jahrzehnts wurde, gilt alles unterhalb eines Meisterwerks als Enttäuschung, the Information wurde nun vom Künstler angekündigt als eine Symbiose seiner beiden großen Tugenden, dem sensiblen Songwriting und der tanzbodenaffinen Cut-up-Kunst. Genau das Gleiche hat er schon von GUERO gesagt, und es ist natürlich auch diesmal wieder großer Quatsch und stimmt genau, the Information mäandert zwischen Hip-Hop, Elektrofunk und Songwriterpop und ist dabei homogener als so manche Vorgängerplatte, obwohl seine Entstehung sich über drei Jahre erstreckte. Die Zauberhände von Produzent Nigel Godrich verpassen dem Album einen einheitlichen Flow, der Anklänge an mellow gold-Gitarren, wolkige sea CHANGE-Streicher und experimentierfreudigen ODELAY-Irrsinn zu herrlichen Sound-Pastichen vermengt, die gerne Herbie Hancocks Headhunters belehnen, Serge Gainsbourg (wie immer) mit MELODY nelson und (ganz konkret! mit „Requiem“, und die mitunter – wie in „Strange Apparition“ – klingen, als ob die Byrdsmith Primal Scream zugange wären. Alles macht weiter bei Beck, nichts ist neu, aber es ist auch keinen Deut schlechter geworden. Vielleicht sollten wir uns an den Gedanken gewöhnen, dass Beck Hansen mittlerweile 36 Jahre alt ist, dass er das Rad nicht mehr neu erfindet und einfach gute Platten macht, die Avantgarde weder sein wollen noch können und die dem Wort Routine alle negativen Konnotationen nehmen. VÖ: 6.10.