Beirut :: The Rip Tide

Pompeii Records/Indigo

Die wilde, wilde Welt des Balkan-Brass wird bei Beirut zur Fußnote. Zach Condon brilliert als Sänger und Songwriter zwischen Folk und Synthie-Pop.

Zach Condon hat beschlossen, sich von der Legendenbildung zu verabschieden. Er ist jetzt fünf Jahre mit ein- und derselben Band unterwegs (er nennt das „professionell“), veröffentlicht auf seinem eigenen Label und verlässt so langsam aber sicher die Sphären des sensationellen Sonderlings, des sentimentalen Vagabunden aus dem Besichtigungsprogramm Ost-West. Die wilde, wilde Welt des Balkan-Brass wird auf dem neuen Album des Amerikaners zur Fußnote. Klar und deutlich tritt der Sänger und Songwriter Zach Condon hervor, ein Kenner all jener Facetten der Melancholie, die junge Männer beim Schopf packt und hinaus ins große Gefühlschaos schleudert. Es sind wieder die Namen von Orten, die den Hörer auf die Spur der Sehnsucht führen; Santa Fe, East Harlem, Berlin. Den Orten sind Bilder zugeordnet, den Bildern wiederum die Klänge von Instrumenten, prächtigen, handgezupften und mit aufgeblasenen Backen gespielten Instrumenten. „Santa Fe“ und „East Harlem“ werden von eleganten Trompetenmelodien angeführt, „The Peacock“ von einem zurückgenommenen Bläsersatz; der Unterschied zwischen The Rip Tide und frühen Beirut-Platten liegt in den Klangfarben und Tempi, Assoziationen zu den Hochgeschwindigkeitsblechkapellen aus dem Südosten Europas wollen sich nicht mehr einstellen. Noch reduzierter klingt Beirut 2011 noch besser: „Goshen“ steht als stille Piano-Ballade nicht zufällig im Zentrum des Albums. Mit The Rip Tide demonstriert Zach Condon frisches Selbstbewusstsein. Beirut muss nicht noch einmal den imaginären Balkan durchqueren, um ein Bündel heißer Songs in den Sack zu packen.

Key Tracks: „Santa Fe“, „Goshen“, „The Peacock“