
„The State I Am In“, einer der ersten Songs von Belle & Sebastian überhaupt, legte das Konzept fest: Songwriter Stuart Murdoch braucht eine Story. Nur daraus kann sich ein Lied ergeben. „Nobody’s Empire“, das erste Stück des achten regulären Albums, hat eine Besonderheit: Zum ersten Mal erzählt Murdoch seine eigene Story. Die des schwachen jungen Mannes, der unter Chronischem Erschöpfungssyndrom leidet und ans Bett gefesselt ist. Der sich in ein ebenfalls krankes Mädchen verliebt, in ihre Stimme, ihren Gesang, ihre Lieder. Sie stärkten sich gegenseitig, sie hat es geschafft: „Now I look at you, you’re a mother of two. You’re a quiet revolution, marching with the crowd singing dirty and loud, for the people’s emancipation.“ Und Murdoch, der schwache junge Mann von früher, auch.
Belle & Sebastian gehören zu den großen Bands dieser Tage. Die Entscheidung, sich von der literarischen Zartheit zu lösen, um Stärke an die Musik zu lassen, brachte viele neue Fans. Zuletzt spielte die Band Glamrock und Northern Soul – jetzt spielt sie Disco. Na ja, Glasgow-Disco. Drei Songs pumpen und jubilieren, die tolle Single „The Party Line“ sowie die beiden langen Songs „Enter Sylvia Plath“ und „Play For Today“. Die Titel zeigen schon, hier wird mehr geboten als bei anderer zeitgenössischer Disco à la „Get Lucky“, es geht um Selbstreflexion und Poesie, modernes Theater und antike Tragödien.
Die Mischung funktioniert: Belle & Sebastian klingen anders, aber nicht fremd. Fans der ersten Stunde freuen sich über klassische Songs wie „Ever Had A Little Faith?“. Und dann gibt es noch „The Everlasting Muse“, eine Liebeserklärung an die Kreativität, inklusive Schunkelrefrain im Klezmer-Stil und einem wunderbaren Ratschlag der Muse an den Künstler: „She says: be popular, play pop, and you will win my love.“
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