Bernd Begemann & Die Befreiung

Eine kurze Liste mit ­Forderungen

Popup/Cargo VÖ: 18. Dezember 2015

Binge-Begemanning: der Hamburger Songwriter mit 28 neuen Liedern.

Bernd-Begemann-Alben waren noch nie kurz, die Großwerke REZESSION BABY (1993) und SAG HALLO ZUR HÖLLE (2000) bringen es auf 21 beziehungsweise 23 Lieder. Eine gewisse Ausfaserung ist also im Werkskörper des Hamburgers inkludiert, vielleicht sogar sein größter Aktivposten, denn nur, wer viel schreibt, schreibt auch viel Gutes. Jetzt also 28 Songs, das kennt man eigentlich nur von kalifornischen Skatepunk-Bands.

Und wie bei ebenjenen muss man sich durch eine gewisse Gleichförmigkeit und ein, zwei Aussetzer fräsen, möchte man zum Kern der Angelegenheit durchdringen, wird dann aber mit einigen hervorragenden Geschichten belohnt: Der Post-Abitur-Blues „Sie fuhr einen Lila Twingo“ mit der Reimung „Twingo oder so, lichterloh, Bungalow, Gütersloh“ ist da zu nennen, und das hübsche „Mein Powertier ist das Gnu“, nicht das erste Lied Begemanns über Kontakte zu jungen Damen mit esoterischer Schlagseite.

Am meisten Freude bereitet das leicht swingende „Neulich auf der Orgie“: „Theatralisches Gestöhne und Handschellen um die Stuhllehne. Leckerschleck am Achterdeck, doch du wünschtest dich weg“, heißt es hier und mindestens zwei Songs weiter rätselt man noch, welche Körperwelt da wohl mit dem Begriff „Achterdeck“ umschrieben wird – und ob es eigentlich andere deutschsprachige Popsongs über Geschlechtsverkehr im Swingerclub gibt.