Berunova

Man kann das schon ‚eklektizistisch‘ nennen. Ein Drei-Tages-Festival auf einem ehemaligen Militärflughafen der NVA in der brandenburgischen Provinz, bei dem als Headlinerund SubheadlinerTurbonegro, Tocotronic, Mando Diao, Tomte, MIA, Die Happy, Donots. Mediengruppe Telekommander, Deine Lieblingsrapper Harris & Sido und der Kindergesangsverein Scala auf dem Zettel stehen. Neben den üblichen Festivalbedingungen (Regen, Käue und noch mehr Regen) und den guten alten Bekannten aus dem sommerlichen Festivalzirkus gibt es freilich auch ein paar Überraschungen zu vermelden. Mando Diao zum Beispiel. Die schaffen es, ihrem Nachmittagsauftritt bei Sonnenschein mehr Club und Rock’n’Roll zu verleihen, als manch andere Rock’n’Roller nachts im Club. Oder die beiden Tocotronics Jan Müller und Rick McPhail, die am Stand eines Festival-Sponsoren (Schwarzbier-Cola mit Guarana) ihr DJ-Set mit dem grandiosen „Fade To Grey“ von Visage beginnen und später mit Dirk von Lowtzow und Arne Zank ihren Auftritt auf der Hauptbühne mit einer Sonic-Youthschen Feedback-Orgie beenden. Und die legendären Proto-Punks MC5, oder was von denen übriggeblieben ist (Gitarrist Wayne Kramer zum Beispiel). Die beginnen ihren Auftritt auf der Zeltbühne zu dem Zeitpunkt, als dort Harris und Sido stehen sollten. Nur wurden die auf die Hauptbühne verlegt, und es hat niemand Bescheid gesagt. Ungläubige Blicke im Publikum, das eigentlich keinen Blues-Rock von alten Männern hören will. Als Kramer irgendwann den zweiten Gitarristen vorstellt, wird’s ganz bitter: „Some people say, he’s o handsome guy -Mr. Gilby Clarke.“ Stille im Publikum, den Ex-Guns’N-Roses-Gitarristen kennt hier kein Mensch. Wir wechseln zur Hauptbühne, wo der Beginn des Auftritts Deiner Liebl.ngsrapper von einer Stimme aus dem Off strapazierend in die Länge gezogen wird. „Wollt ihr eure Lieblingsrappersehen wird die Stimme nicht müde zu fragen. Die Antwort aus tausenden bierfeuchten Kehlen: „Neeeein“ Was Harris und Sido naturlich nicht davon abhält, sich vor einer Menge von Ungläubigen zum Horst zu machen.

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