Big Country – The Seer

Die rauhen Kerls aus dem stürmischen Norden der Insel —- und Robin Millar, der Erfinder des smoothen Schmusesounds a la Sade, als Traumpartner für ein Teamwork am dritten Big Country-Album —- ein wenig Skepsis durfte da schon angebracht sein, oder?! Schließlich waren die Mannen um Stuart Adamson bislang auf THE CROSSING, dem LP-Debüt, am überzeugendsten. Und da zog der Vierer, produziert von Steve Lillywhite, mächtig vom Leder und präsentierte kraftvoll erdige Rockmusik mit wunderschönen, mehrstimmig gespielten Melodien: Schottenrock wie er schottischer nicht hätte sein können.

Dagegen fiel STEELTOWN ein wenig ab: Erfolgsdruck, Unentschlossenheit -— eine Band im Zwiespalt, sollen wir oder sollen wir nicht die einmal eingeschlagene Richtung konsequent fortsetzen -— oder müssen wir der Welt beweisen, daß wir mehr drauf haben als keltisch gefärbtes Melodieverständnis?

Auf THE SEE leben Big Country nun glücklicherweise (selbst auf die Gefahr hin, sich auf Dauer in eine Sackgasse zu manövrieren) ihre mit E-Bow-Gitarren imitierte Dudelsack-Quinten-Seeligkeit wieder voll aus. klingen dabei folkloristischer als je zuvor, auch weicher (Millars Einfluß?) und sind dabei wieder ganz ihrer Mütter Söhne. Kaum ein Song, in dem die nachgemachten Sackpfeifen nicht mehr oder minder anklingen. Und eine feine Frauenstimme, die hier und da ins Arrangement eingeflochten wurde, unterstützt diesen Eindruck nur noch.

Was Millar noch aus dem Vierer herausgekitzelt hat. sind chartverträgliche Singles, man höre etwa „Look Away“, „One Great Thing“ ist von gleichem Kaliber. Aber auch das romantische „Hold The Heart“ gäbe eine gute 45er ab.

Fazit: zwar nichts außergewöhnlich Neues aus dem Norden, aber ein wunderschönes Stück Musik, ein Soundtrack für imaginäre Hochland-Trips.