Black Rust – Medicine & Metaphors

Dieses Album beginnt mit einem Kratzgeräusch, dann schiebt jemand die Regler für Keyboards und E-Gitarre hoch, nur um die Bahn frei zu machen für dieses Wunderding von Akustikpopsong, ein Stück Musik, das einen daran erinnern will, wie man damals durch die Jugendzentrumsnächte gepurzelt ist. Und dann schicken die Jungs noch so einen Alltime-Refrain hinterher, der nie mehr aus der Birne geht: „Every song I used to know reminds me of you.“ Hat man gerne gesungen, damals. Das Problem mit grandiosen ersten Songs müsste gar keins sein, wenn man eine Single in der Hand hielte und nun noch mit Interesse die Flipside anspielte. Vorbei, vorbei. Und dann immer wieder von vorne. So ein Album aber hat 13 Stücke, und jedes will nun so wie das erste geliebt werden. Was natürlich nichtgeht. Black Rust lösen diese Aufgabe mit der Souveränität einer Versammlung elder statesmen im Pop, sie haben noch ein paar todschicke Melodien im Programm und senden ihre Songs mit aller Macht hinaus nach Melancholien, wo die Streicher auf den Bäumen wachsen und ein einsamer Musikant vorbeizieht, bereit, die Mundharmonika zu spielen. Moment mal, war das nicht… Bob Dylan? Vorbei, vorbei. Mit Medicine & Metaphors haben wir jedenfalls einen ersten Anwärter auf die deutsche Americana-Platte 2009. Die barocke Gewalt und den Soundreichtum eines Konstantin Cropper (Get Well Soon) erreichen die Ahlener zwar nicht, dafür sind sie in der Lage, exakt jene Songs zu schreiben, die’s in die großen Allwetterradios schaffen werden, ohne sich der dort grassierenden grollen Langeweile anzuschließen. Nach diesem Album weiß man auch, warum Tomtes Thees Uhlmann Black Rust als Tour-Support einlud; sie spielen ihre Songs mit heißeren Wangen als der Rest.