Black Uhuru – Sensimilla

Endlich! Bis jetzt waren die Plattenfirmen in unseren Landen ja äußerst zurückhaltend, wenn es darum ging, Platten wie die hier vorliegende auch nur in begrenzter Zahl in die Läden zu bringen. Somit waren manche Kritiker geneigt, angesichts der zahlreichen Reggaeveröffentlichungen in jüngster Zeit, von einem Ausverkauf der Karibikmusik zu sprechen. Was sicherlich ein Trugschluß ist, wenn auch die kommerziellen Zugeständnisse an den europäischen Konsumenten häufig zu offensichtlich anmuten. Aber trotz yankee-infiziertem Pop-Reggae, leichtverdaulichem Crossover und halbherzigen Funk-Adaptionen, ist der Großteil der in Kingstons Studios produzierten Musik noch immer auf die begrenzte Rasta-Gemeinde auf der Insel zugeschnitten. Rootsrock, also Reggae in seiner traditionellen, unverfälschten Form, wie ihn z.B. Black Uhuru spielen.

Nach ihrem Debüt LOVE CR1SIS auf dem kleinen Third World-Label und dem SHOWCASE-Album vom vergangenen Jahr ist dieses, gegenwärtig wohl populärste, jamaikanische Vocal-Trio nun schließlich auch bei Island gelandet. Black Uhuru ist das Gemeinschaftsprojekt von Sänger/Songwriter Michael Rose und der gegenwärtig wohl populärsten Reggae-Rhythmussektion, Sly Dunbar und Robby Shakespeare. Die Aktivität der beiden schwergewichtigen Studioracks geht dieses mal jedoch weit über die bloße musikalische Begleitung hinaus; sie zeichnen auf SENSIMILLA auch als Arrangeure und Co-Produzenten verantwortlich. Und die Rhythmusarbeit der kompletten Channel One Session-Mafia ist hier wirklich einzigartig, strictly rockers 1980 style. Robbys schwere, pumpende Baßläufe, Stickys donnernde Percussion-Overdubs und Slys echogetränkte Synthidrums ergänzen Michaels ungemein kontrastreiche Stimme geradezu ideal.

In diesem Gesang schwingt soviel Sehnsucht, Melancholie und Wehmut mit, daß es dir schon ganz warm ums Herz werden kann. Er erzählt, klagt das Jahrhunderte alte Unrecht an, das der schwarzen Rasse durch Sklaverei, Entrechtung und Erniedrigung widerfuhr, durchlebt förmlich jeden einzelnen Song. Und die Texte sind die adäquate Ausdrucksform zu seinem Vortragsstil. Aber trotz der fast schon resignierend anmutenden Thematik, die Michael Songs charakterisiert, macht sich doch gelegentlich Optimismus breit. Wie z.B. in „Happiness“, das vom verlorengegangenen Mutterland Afrika handelt und der Hoffnung‘ Ausdruck verleiht, in absehbarer Zeit dorthin zurückzukehren. SENSI-MILLA (so heißt übrigens zufälligerweise auch die beliebteste Ganjasorte in JA) ist eine faszinierende Platte und es ist unmöglich einzelne Stücke hervorzuheben; Musik die süchtig machen kann-und sokannst du auch getrost auf deinen Spliff verzichten, denn das Heilkraut der Völker wächst ja bekanntlich nicht in unseren arktischen Breitengraden…