Blas Rivera Ouintet – Introducao
Tango und Jazz – eine Liaison, die man gerne Astor Piazzolla in die Schuhe schieben möchte, obwohl der großartige Innovator weder swingte noch aus dem Stegreif spielte und überhaupt der europäischen Klassik viel stärker zugewandt war als der schwarzen Musik aus den amerikanischen Großstadtgettos. Natürlich bietet die rhythmische Strenge der argentinischen Volksmusik seit Piazzolla eine ganze Reihe von Ausdrucksmöglichkeiten, immer im Zeichen des imaginären Tanzes und gerade deshalb für Virtuosen reizvoll. Einen neuen Ansatz führt Blas Rivera auf dem Mitschnitt vom Montreux-Festival 1998 vor: zunächst ersetzt der Tenorsaxophonist mit seinem Instrument – einer Ikone des Jazz die vermeintlich unersetzbare Quetschkommode. Allerdings phrasiert und intoniert der Argentinier mit Wohnsitz in Rio die Sax-Melodien, als würde er „auf dem Bandoneon blasen“, wie er es plastisch formuliert. Mal kontemplativ, mal dissonant und expressiv fusioniert er Elemente des Jazz mit dem Tango Nuevo zu einer Art intellektuell ansprechender Kammermusik des 20. Jahrhunderts. Weniger Schmalz, weniger Herzschmerz,dafür mehr musikalisches Raffinement. Dennoch komme seine Musik tief aus dem Herzen, versichert der Musiker, als müsse er sich für die komplexen Kompositionen entschuldigen.Trotz Jazz-Anleihen und eigenwilliger Besetzung mit Sax, Violine, Piano, Bass und Gitarre bleibt das Blas Rivera Ouintet stilistisch immer noch Tango-Meister Piazolia verbunden, der diese Musik von ihren volkstümlichen und melodramatischen Fesseln befreite.
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