Blutzbrüdaz :: von Özgür Yildirim

Meine Stadt, mein Block, mein Film: Sido lässt Bushidos Film alt aussehen.

Zugegeben: Der Gedanke, einen Film mit Sido zu sehen, der „Blutzbrüdaz“ heißt und von dem Produzenten des Mario-Barth-Films auf den Weg gebracht wurde, war nicht verlockend. Die Geschichte von den zwei Rapperfreunden, die aus dem Untergrund kommen und sich dann entscheiden müssen zwischen Erfolg und Eier, das klang abgelatscht. Der Umstand, dass einem ein Konzern wie Constantin erzählen will, wie schlimm die Geldgier der Industrie ist, erschien mir, nun ja, absurd – wenn ein Multi­millionenkonzern das Hohelied auf den idealistischen Querulanten singt, ist das ähnlich verquer, wie wenn Rage Against The Machine behaupten, sie seien bei der Industrie, um der Stachel in der Seite Sonys zu sein. Nein. Wenig sprach dafür, dass das ein Film werden würde, den man empfehlen wollen würde. Und dann das. Licht aus, Vorhang auf. Und nach fünf Minuten hatte mich der Film. Er ist witzig, charmant, hat das Herz auf dem rechten Fleck, ich musste lachen, immer wieder, an den dafür vorgesehenen Stellen, Sido und B-Tight sind sympathisch, und überhaupt ist das ganze Ding hinreißend besetzt mit Leuten, die man nicht gleich einordnen kann, aber unbedingt wiedersehen will: Milton Welsh als geerdeter Rap-Impresario mit Vision und Claudia Eisinger als Mädchen aus der Plattenindustrie mit richtig Rückgrat sind besonders gut. Vor allem hat „Blutzbrüdaz“ einen unwiderstehlichen Groove. Wenn’s nicht so dämlich klingen würde, könnte man sagen, dass er sexy ist. Er gibt sich keine überanstrengte Mühe, besonders sauber erzählt zu sein: Seine Authentizität erzielt er durch seine einmalig hingeworfene Atmosphäre. Der Film behauptet nicht, genau so sei es damals gewesen, 2000, als Berliner Rap an die Oberfläche drängte, sondern: So hat es sich angefühlt. Das ist Verdienst von Regisseur Özgür Yildirim, der mit seinem Debüt „Chiko“ ein Versprechen abgegeben hatte, das er mit „Blutzbrüdaz“ einlöst: Derart unverkrampfte deutsche Filme sind eher eine Seltenheit.