Bob Dylan

Blood On The Tracks

Col (Sony)

Wenn das nicht der alte Dylan ist, dann hab‘ ich keine Ohren mehr am Kopf! Im Grunde genommen spielt sich nichts Besonderes auf dieser LP ab – aber gerade das ist das ganz Besondere. Dylan ist eben ein Meister der Einfachheit, ein Typ, der sich am Riemen reißen kann. Es ist doch irgendwie bezeichnend, daß dieser längst zur lebenden Legende gewordene Folksänger es bis heute noch nicht für nötig gehalten hat, seine frühen großen Hits, wie zum Beispiel „Like A Rolling Stone“, oder „Blowin‘ In The Wind“ jetzt mal in einer konzertanten Fassung aufzunehmen. Alles Bombastische und Aufgeblasene liegt ihm eben fern. In diesen Tagen beschränkt er sich auf simple Liebeslieder. Vielleicht, weil keiner intensiv wie er, die Erfahrung gemacht hat, daß Protestsongs sich gegen Kriege und korrupte Politiker als machtlos erwiesen haben.

Dylan ist erwachsen geworden. Er klagt nicht mehr an. Stattdessen pflanzt er einen Funken Hoffnung in die ausgebrannten Seelen der Menschen, die genau wie er, Vietnam und Nixon und Wirtschaftskrise und so weiter überlebt haben. Vor zehn Jahren hat er ja bereits vor all diesen schlimmen Sachen gewarnt. Jetzt hilft er uns, sie durchzustehen. Es ist schön, gerade heutzutage die Erfahrung zu machen, daß Bob Dylan nicht das Foto auf den Plattenhüllen ist, sondern der Mensch wie Du und ich, der es geschafft hat, die großen „Macher“ dieser Welt, die Kennedys, die Nixons und manchen mehr zu überleben. Dylan kennt die Kraft seines Pulsschlags. Sie fließt mit dem Blut zwischen den Rillen dieser Platte direkt in unsere Herzen. Wer’s nicht glaubt, ist selber schuld.