Bob Dylan :: Dylan

Eine "Werkschau" des genialischen "Song and Dance Man", der Folk, Rock, Blues und Country in den letzten viereinhalb Dekaden mehr als einmal auf den Kopf gestellt hat.

Wie sinnvoll es ist, das Gesamtwerk von epochalen Künstlern wie den Beatles (auf 1), den Rolling Stones (Forty Licks) oder Miles Davis auf Einzel- oder (im besten Fall) Doppel-CD einzudampfen, mag letztlich jeder für sich entscheiden. Ihr Rezensent hält solches auf jeden Fall für baren Unsinn. Nun hat es also Bob Dylan erwischt, der – wie der Promo-Waschzettel trompetet – „mehr als 500 Songs auf 44 Alben“ veröffentlicht hat. Davon hören wir auf der vom Label sogenannten „Werkschau“ Dylan gerade mal 18. Es sind natürlich die üblichen Verdächtigen von „Blowin‘ In The Wind“ bis „Hurricane“, von „Like A Rolling Stone“ bis „Things Have Changed“, von „Knockin‘ On Heaven’s Door“ bis „Tangled Up In Blue“, die einem hier als „wirklich wichtige Hits dieses einflussreichsten aller amerikanischen Songwriter der Neuzeit“ angedient werden. Letzteres stimmt gewiss – aber Hits? „Maggie’s Farm“, das in Großbritnnien auf Platz 22 der Charts landete, in den USA im Nirgendwo? „Forever Young“, das es gar nicht in die Hitparaden schaffte? „All Along The Watchtower“, das nicht als Single erschienen ist? Unsterbliche Songs. Meisterwerke gar, deren Einfluss nicht hoch genug einzuschätzen ist, ganz klar- aber Hits? Dass in dieser Compilation überdies eine Lücke zwischen den Jahren 1976 („Hurricane“) und 1997(„Make You Feel My Love“) klafft, macht den Begriff „Werkschau“ endgültig zur Farce. Dieser ambitionierten Vorgabe kommt das parallel erschienene Drei-CD-Set, das hiermit ausdrücklich empfohlen sei. mit seinen 51 Tracks erheblich näher, zumal hier auch Songs von Street Legal über Slow Train Coming bis hin zu Oh Mercy berücksichtigt sind. Diese Box gibt es als reguläres wie auch als – blickt noch irgendwer durch? – limitiertes Teil, das wiederum einen auch als Single erhältlichen Mark-Ronson-Remix von „Most Likely You Go Your Way (And I’ll Go Mine)“ enthält, der dem Original keinen Tort antut, ihm aber auch nichts Wesentliches hinzufügt. Als Vorletztes sei hier noch einmal ein Satz aus dem Waschzettel zitiert, der in seiner Dämlichkeit wie in Stein gemeißelt wirkt: Bob Dylan, heißt es da, „ist offenbar mit 66 immer noch cool genug für einen Hit.“ Das letzte Wort indes sei eine Paraphrase auf einen Satz des Meisters, der da lautet: „He’s an artist, he don’t look back“ Zur Bewertung: 6 Sterne für die Musik, 2 Sterne für die Einzel-CD, 4 Sterne für das Dreier-Set. Und zum Schluss noch eine Empfehlung: Die regulären Alben hören! www.bobdylan.com