Bob Dylan :: Infidels

Dylans neue Platte heißt INFIDELS. zu deutsch „Ungläubige“. Doch vor allzu schnellen Schlüssen auf die inhaltliche Thematik und musikalische Qualität sei gewarnt: Ein religiöser Gehalt ist lediglich bei „Man Of Peace“ und „Jokerman“ offensichtlich, jedoch frei von der früheren priesterlichen Penetranz.

Bob Dylan erweist sich in den acht Songs als Texter von immer noch beeindruckender Wortmacht und Eleganz, der scheinbar mühelos Binnenreime, metriksprengende Wortkaskaden und strophenübergreifende Reimstrukturen beherrscht.

Was die musikalische Seite betrifft, so dürfte INFIDELS eine der stärksten Dylan-LPs seit langem sein, wobei schwer zu definieren ist. ob das an den Kompositionen liegt, an Dylans Co-Produzenten Mark Knopfler (der natürlich auch als Gitarrist auftritt), oder an den anderen Begleitmusikern (Mick Taylor, Alan Clark und das unschlagbare Rhythmusgespann Robbie Shakespeare und Sly Dunbar).

Dylan singt so inspiriert wie zu seinen besten Zeiten, er schreibt Rocksongs wie „Neighborhood Bully“, der auch einem Mink de Ville gut anstehen würde, und Liebeslieder von solcher Ausdruckskraft und Zärtlichkeit wie „Don’t Fall Apart On Me Tonight“, die ihm niemand nachmacht (selbst wenn die Melodie Bob Marleys brühmtesten Song entliehen wurde).

Mark Knopflers Produktion der LP kann nicht genug gelobt werden, sie ist zweifellos kongenial: sensibel, mit sparsam aber wirkungsvoll gesetzten Akzenten und von der präzisen Dynamik, die man bei den Dire Straits gewohnt ist.