Bob Dylan :: Knocked Out Loaded

Ob man Dylan mag oder nicht: Er jst eine komplexe Persönlichkeit. Und das hier ist das konfuseste Potpourri seit SELF PORTRAIT – einem Album, von dem er später behauptete, er habe es gemacht, um möglichst viele Leute vor den Kopf zu stoßen.

Komplett geschrieben hat Dylan diesmal nur zwei Nummern: „Driftin‘

Too Far From Shore“ (mittelmäßig) und „Maybe Someday“ (clever, ironisch), die übrigen sind Co-Kompositionen mit Tom Petty (exzellent), mit Carole Bayer Sager (zuckersüß sentimental) und Sam Shepard (bizarr, viel zu lang). Außerdem hören wir noch einen neu arrangierten Spiritual, die Cover-Version eines alten Junior Parker-Blues‘ und einen schrecklichen Kris Kristopherson-Song: Voller Platitüden über Christus, Ghandi und Martin Luther King, wird der Song durch den Kinderchor, den Dylan hinzugefügt hat, noch mal doppelt so süß.

„Brownsville Girl“, das Dylan/Shepard-Opus, drögt 11 Minuten vor sich hin und kommt, da offenbar keinem der Komponisten eine Melodie dazu eingefallen ist, wie eine Art Talking Blues rüber.

Seit STREET LEGAL sind die Mädels auf Dylan-Platten immer aufdringlicher geworden. Von dem knakkigen „Got My Mind Made Up“ können sie allerdings kaum ablenken: Da rockt Dylan mit den Heartbreakers los, die Gitarren von Petty und Mike Campbell werden zu einem einzigen komplexen Knäuel. Er braucht eine Band, soviel ist mal klar. Mehr denn je. Wertung: (1) – (6), sagen wir (4)?