Einfach war es nun wirklich nicht. Aber sie habens hingekriegt. „Ja“, sagt Christoph Clöser, Saxophonist, Tastenspieler und Mitkompositeur bei Bohren & Der Club Of Gore, „es ist uns gelungen, das neue Album noch ereignisloser zu gestalten.“ Die Sache mit der Langsamkeit ist bei der in Köln und in Mülheim an der Ruhr geerdeten Band im Grunde genommen nie eine bewußte Überlegung – aber sie passiert ihr jetzt schon zum wiederholten Male. Waren Bohren & Der Club Of Gore mit ihrem konzentriert-ausgeklügelten Pendeln bisher mit Werten im Schlagbereich zwischen 33 und 31 Beats unterwegs, so unterschreiten sie nunmehr locker die Dreißiger-Grenze. Nicht per minute, sondern auf jeden einzelnen der fünf Tracks von GEISTERFAUST gerechnet. Die tragen – in dieser Reihenfolge – die überaus prägnanten Titel „Zeigefinger“, „Daumen“, „Ringfinger‘, „Mittelfinger“ und „Kleiner Finger“; der längste ist, konträr zur Anatomie, der „Zeigefinger“, ein 20minüttger Spannungsbogen, der sämtliche Drogen dieser Welt ersetzt und mit seiner sanften Wucht eine wunderschöne Einladung ist. Zum Andie-Decke-Gucken. Zum nachdenklichen Trödeln. Zur Beantwortung der Frage, ob dies die traurigste Form von Schönheit ist, die man mit den Ohren – und allen anderen Sinnen greifen kann. Nenn den Sound von geisterfaust ruhig Doom, sag Horror-Jazz dazu. Laß Bilder in deinem Kopf entstehen, von denen du bisher gar nicht wußtest, daß sie da überhaupt reinpassen. Bohren & Der Club Of Gore sind eine sakrale Angelegenheit, sind Gottesdienst ohne Liturgie, Glaubensbekenntnis ohne Religion: jede einzelne Note eine Anklage gegen das, was ist. Oder ein Plädoyer für das, was werden könnte, wenn man nurwill. Wir müssen schließen. Und tun das am besten mit einem Gedanken von Christian Morgenstern: „Das Leben ist die Suche des Nichts nach dem Etwas“. Danach: Lauschen. Bohren. Dem Rauschen. In uns.

VÖ: 2.5.

www.bohrenundderclubofgore.de