Botschaft

Musik verändert nichts

Tapete/Indigo

Deutscher Pop im Zwiespalt: musikalisch großartig, inhaltlich diffus.

Botschaft spielen eine super Musik, es kommen Erinnerungen auf an den Klang von Blumfeld zur Zeit von OLD NOBODY, an die fast vergessene Bonner Band Busch, an die tollen Go Plus, die 1998 das wunderbare Album LARGO aufgenommen haben, auch an Prefab Sprout, die großen Vorbilder aller Menschen, die – so schreibt es Jan Wigger sehr schön im Album-Info – „höflichen Gitarrenpop“ spielen.

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Auch bei den Songtiteln schalten sich sofort die Wohlfühlsynapsen zusammen, „Zwischen den Jahren“, „Hinter dem Haus“, „Herrschaftsfrei“ – es scheint also um Rückzugsräume zu gehen, die seit jeher die Oasen der Popseelen sind, deren Glück sich erst in der Melancholie entfaltet. Doch abseits der makellosen Songs und formvollendeten Arrangements stellt sich eine Frage: Wo liegt hier die Ironie, im Bandnamen Botschaft oder im Albumtitel MUSIK VERÄNDERT NICHTS? Oder gibt’s gar keine Ironie, sondern lediglich einen an den Umständen leidenden Nihilismus, ausgehend vom „Sofa der Ausweglosigkeit“, das im Lied „Treptower Park“ besungen wird? Das Lied „Sozialisiert in der BRD“ – auch wieder: musikalisch ganz wunderbar – kritisiert das Leistungsdenken, die Hierarchien, die Identitäten, die durch Karrieren entstehen.

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Klar, dagegen kann man Lieder singen. Aber was folgt? Eine flüssige Gesellschaft, die alte Zwänge losgeworden ist, nun aber nur noch wenig Halt gibt und die Individuen stärker sich selbst überlässt. Der Pop von Botschaft besitzt sehr viel Stil. Aber er erzählt nur von sehr wenig. Die Vermutung: Es gibt nicht viel zu erzählen. Das dann auch nicht zu tun, ist höflich. Aber auch ganz schön traurig.