Brett Anderson – Wilderness

Einst war er der unnahbare Suede-Sänger, Britpops schillernder Star und geheimnisvoller Vielleicht-Bisexueller. Er verschmolz Pathos und eiskalte New-Wave-Distanziertheit zu melancholischen Überliedern und sang vom Fertigsein in der Großstadt. Die Britpopjugend lag ihm zu Füßen, zeitweilig sahen sogar zahlreiche Jungs wie Mädels dem dürren Rätselhaften mit dem Pony im Gesicht erstaunlich ähnlich. Als Britpop vorbei war und Suede sich auflösten, legte Anderson 2004 unter dem Namen The Tears eine schöne, an Suede anknüpfende Platte nach. Rückblickend fast ein Wunder. Denn schon zwei Jahre später kam der erste Schock. Auf seinem ersten Solowerk heulte sich der ehemals Unergründliche hemmungslos am Klavier aus, alles drehte sich um Einsamkeit und Sinnlosigkeit, seine Songs hatten von Verzweiflung kündende Titel wie „Love Is dead“. Auch auf seinem neuen Album wilderness versucht Anderson weiter, die Spätfolgen seiner Exzesse zu bekämpfen, bleibt auf der Suche und klingt bedrückend gefangen in seiner konsequenten Selbstdekonstruktion. Man möchte ihn schütteln, weg von Klavier und Akustikgitarre zerren und ihm eine ordentliche Band an die Seite stellen.

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