Bryan Adams :: 18 Till I Die

Hoppla – nach den ersten Takten fragt man sich verunsichert, ob man nicht die falsche CD erwischt hat. Aber dann läßt der Kanadier seine staubtrockene, sattsam bekannte Rockerröhre sprechen, und der (charmante) Betrug wird amtlich: ‚The Only Thing That Looks Good On Me Is You‘ kopiert fast 1:1 den patentierten ZZ Top-Groove aus ‚Sharp Dressed Man‘. Und das gar nicht mal schlecht (was man von einem Mann der internationalen Superstar-Liga wohl auch erwarten darf). Aber damit hat sich’s auch schon mit den Überraschungen. Weiter geht’s. ‚Do To You‘, ein unauffälliger Shuffle, kommt für Adams’Verhältnisse direkt ruppig. Der Rezensent wird unruhig – immer noch keine Ballade? Da. Endlich. ‚Let’s Make A Night To Remember‘. Der Titel ist Programm, Bryan gibt den Rock-Teddybär, die formatierten Radiomacher werden’s dankbar goutieren. Adams weiß, was Kundendienst bedeutet, und bedient mit dem Titeltrack die Bedürfnisse der Macho-Klientel: ‚Run To You‘, die vierte. Weiter geht’s mit ‚Star‘ , Ballade Nr. 2. Dann (‚I Wanna Be Your) Underwear‘, Mr. Adams mal als gefährlicher Sex-Maniac, unterlegt mit laszivem Slowrock inkl. WahWah-Gitarre. Und so weiter, noch ’ne Ballade, noch’n bißchen Rock’n’Roll – im Grunde alles wie gehabt. Zwar spürt man sein Bemühen, sich aus der Kuschelrock-Zwangsjacke zu befreien. So recht will’s aber nicht gelingen. Als musikalischer Anachronist, der er schon immer war, sollte Adams aufpassen, daß er seinen Mainstream-Gebrauchsrock auf Dauer nicht zu glatt poliert, sonst heftet ihm eines Tages unversehens das Etikett „Mariah Carey des Rock“ am Revers. Wie wär’s mal mit einem anderen Produzenten, wie zum Beispiel Rick Rubin?