Burnt Friedman :: Bokoboko

Ein rhythmisches Klangexperiment von süchtig machender Radikalität. Das neue Album von Burnt Friedman.

Burnt Friedman hat in seiner Karriere schon oft eindrucksvoll gezeigt, dass ihm musikalische Stereotypen und vorgezeichnete Prozesse zutiefst zuwider sind. Auch auf Bokoboko präsentiert der Musiker und Produzent aus Coburg, der in den letzten zwei Jahrzehnten unter anderem durch seine Projekte mit Jaki Liebezeit, Atom Heart und David Sylvian für Aufsehen sorgte, wieder zehn nach allen Seiten hin offene Tracks. Deren einziger gemeinsamer Nenner sind die ungeraden Rhythmen, die ihnen einen ganz eigene Schwingung verleihen. Wie schon auf den beiden Secret Rhythm-Alben mit dem ehemaligen Can-Schlagzeuger Jaki Liebezeit, muss man die ganze Platte als einen sich ständig verändernden Prozess begreifen. Die zehn Stücke sind nur Momentaufnahmen, keine in sich abgeschlossene Werke. Die Form kann sich jederzeit wieder ändern. Als Klangquellen nutzt Burnt Friedman auch diesmal wieder zahlreiche unterschiedliche Instrumente. Die Bandbreite reicht von selbst gebauten Gummibandgitarren über Synthesizer bis hin zu sorgsam präparierten Ölfässern beziehungsweise Steel-Drums. Entstanden sind die zehn hypnotischen Tracks mithilfe von Musikern wie Bassist Daniel Schröter, Gitarrist Joseph Suchy und David Franzke, der die atmosphärischen Field Recordings beisteuerte. Von klassischer, perkussiv getriebener Meditationsmusik sind Stücke wie „Totan Yane“ und „Tom Tom Keppo“ trotzdem noch einige Meilen entfernt. Burnt Friedman bewegt sich auf Bokoboko wieder auf ganz eigenen Pfaden, auch wenn es natürlich hin und wieder Anklänge an große Vorbilder wie Can oder Jon Hassell zu verzeichnen gibt. Friedman geht es hier wieder, um seine eigenen Worte zu bemühen, „nicht um das Vermischen, Simulieren oder Fälschen von Genres, sondern um das Erfinden einer außernationalen, ent-orteten Musik“. Und auf diesem Weg ist Burnt Friedman schon ein gutes Stück vorangekommen.

Key Tracks: „Deku No Bo“, „Rimuse 3“,