Califone – Quicksand/Cradlesnakes
Selbst im halben Orchesterformat musizieren Califone noch zerbrechlich um die Stille herum. Die Band lässt ihrer Musik und sich selbst den Raum, den es braucht, um nach innen zu horchen. Auf diese Art kommt Seele ins Spiel. Califone aus Chicago sind ebenfalls ganz groß darin, sich selber zurückzunehmen und zu warten auf die Augenblicke, in denen die Töne wie von selbst erklingen. Beim Song „American Roots Music“ etwa demonstriert die vom Duo zum Quartett gewachsene Kapelle einen Variantenreichtum, der nicht für Weltgewandtheit, sondern für die instinktive Wahl der Mittel steht. So weisen Stücke den Weg zu Tom Waits, Wilco und dem House Of Freaks, zu Will Oldham und sogar bis hinüber zu John Cougar Mellencamp. Dennoch ist dieses Album ein in sich geschlossenes System. Sich selbst loben die Mitglieder gegenseitig für ihre Fähigkeit, fast jedem Gegenstand Musik entlocken zu können, Quicksand/Cradlesnakes lässt uns das auch glauben, so wie auf diesem Album offenbar jedes greifbare Ding zum Percussionsinstrument mutiert, Saitensurren nachklingt bis in die nächste Strophe, die lebendig gewordene Orgel sich hörbar Luft in die Lunge pumpt, ein Cello wie vom Alter geplagt knarzt. Stimmen vom geisterhaften Wispern zum Gurren, zum verhaltenen Bluesgesang geformt werden. Jede weitere elektronische Verfremdung der Musik (das hier ist schließlich Chicago, Mann!) macht das Ergebnis noch etwas unwirklicher – und die bildhafte Sprache der angemessen wunderlichen Texte das Bild schließlich rund, bei allen wunderbaren Brüchen.www.perishablerecords.com
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