Carla Bruni – Quelqu’un m’adit

Bislang waren die musikalischen Ergüsse von Top-Models eher eine Farce als eine Offenbarung: Egal ob Milla Jovovich, Naomi Campbell oder Karen Mulder, die First Ladies der Laufstege waren zwar nett anzusehen, hatten aber stimmlich wie songschreiberisch nicht wirklich viel zu bieten. Und so blieb es zumeist bei einem gescheiterten Versuch und der Erkenntnis, sich in Zukunft wieder auf die Rolle des strahlenden Kleiderständers zu beschränken. Ganz anders Frau Bruni aus Paris. Die inzwischen 34-jährige Italienerin steht am Ende ihrer Jetset-Karriere, die sie seit ihrem 19. Lebensjahr verfolgt, hat für die größten Designer und wichtigsten Magazine posiert und sucht nun eine Alternative – die Musik. Da ist sie gar nicht so unbedarft, wie man vermuten möchte. Im Gegenteil: Carla Bruni genoss eine klassische Ausbildung an Gitarre und Klavier, besitzt eine erotische Kratzstimme und singt sich durch zwölf verträumte kleine Liebeslieder. Mit flüsterndem Sprechgesang, minimalistischer Begleitung aus jazziger Akustik-Gitarre, dezentem Upright-Bass und swingendem Schlagzeug. Alles schön spröde und minimalistisch, aber auch offen, ehrlich und entwaffnend. Weil die schöne Dame so geschickt und relaxt zwischen Folk, Blues, Jazz und traditionellem Chanson pendelt, dass man sich darin regelrecht verliert. Nicht weil die Musik so besitzergreifend wäre, sondern weil sie im Gegenteil derart fragil und zerbrechlich anmutet, dass man dem eigenwilligen Charme, der Naivität und Unbekümmertheit kaum widerstehen kann. Kein Wunder, dass Quelqu’un m’adit wochenlang auf Nummer 1 der französischen Charts stand: Es ist so unspektakulär, dass es schon wieder spektakulär ist. Ein Album, das man am besten bei einer gut gekühlten Flasche Weißwein genießt.

>>> www.carlabruni.com