Carlsberg – No Credit Cards

Wenn namenlose Newcomer sich einen solchen zulegen wollen, dann setzen sie sich für gewöhnlich beim Bier zusammen und brainstormen. Unsere vier Holländer hier überkam die Erleuchtung schon bei der ersten Runde. So oder ähnlich weiß es die Bandlegende, die viel weiter noch nicht gediehen ist: schließlich gibt es die Rockmarke „Carlsberg“ (im Gegensatz zum gleichnamigen Gerstensaft) erst seit drei oder vier Jahren. Allerdings ist zu vermerken, daß einer der beteiligten Musiker schon mehr als ein ganzes Popjahrzehnt auf dem Buckel hat. Rob Kruisman nämlich, der bei der längst legendären ersten Einspielung der Klassik-Combo Ekseption diverse Saxophone und Flöte geblasen hatte.

Verglichen mit deren versnobtem Akademikersound, der dermaleinst wie Sekt aus den Boxen perlte, mutet das aktuelle Carlsberg-Gebräu allerdings eher an wie das satte Jukeboxdröhnen aus einer Rocker-Kaschemme. Wobei der Eindruck eines Musikautomatenprogramms nicht von ungefähr entsteht: ich habe selten ein Debütalbum gehört, daß eine solche Bandbreite von Rockspielarten abdeckt. Und zwar nicht im Sinne einer in jedem Titel wiederkehrenden Musik-Melange mit bemühtindividueller Mischungsnote, sondern als eher puristische Abfolge zeitgenössischer Klangkost. Da folgt auf’s Riff-Rock-Entree ein Laidback-Blues, und dann geht’s auf Rock’n’Rollschuhen durch Slow-, Slide-, Bluesrock und Beatgefilde in Richtung glissandiverzuckerte Akustiknachspeise und Speed-Kehraus.

Bei solchem Querfeldein geht natürlich so dies und das daneben, wie z.B. die Hardrock-Adaption von Lennon/Mc Cartney’s „Drive My Car“. Und an anderer Stelle gerät das Quartett mit seinen stilististischen Fingerübungen mitten hinein ins dreiste Abkupfern, wenn bei „All The President’s Men“ die Dire Straits in Reinstkultur aus der Rille bluesen. Aber vielleicht sollte damit auch nur der Beweis angetreten werden, daß unsere holländischen Helden das alles (fast) genauso drauf haben, kompositorisch, atmosphärisch und natürlich auch technisch, vom Fingerpicking bis zum letzten High-Hat-Gezisch. Nur das Sax besorgt dann zu guter Letzt doch noch den kleinen entscheidenden Unterschied. Carlsberg – eine Rockmarke, die in meinem Plattenschrank bestimmt nicht schal wird. Obwohl ich – bei allem Reiz der Abwechslung – doch darauf anstoßen möchte, daß der Gruppe langfristig die Entwicklung von etwas mehr Personality und Originalität gelingt. Das Zeug dazu hat sie.