Carmel – The Drum Is Everything

Von Swing und Gospel bis Rap und Afrika ist auf Carmels LP-Erstling alles vertreten. Der Gesang von „More More More“ erinnert an das ekstatische Rede- und Antwort-Spiel zwischen Vorsänger und Gemeinde in Gospelmessen; „The Prayer“ klingt gar wie das andächtige Spiritual eines geknechteten Baumwollpflückers. Bei „The Drum Is Everything“ steuert das Schlagzeug eine Prise Rock ’n‘ Roll bei. Und in „Rocking On Suicide“ gesellt sich zum swingenden walking bass eine Armada von 15 Bläsern, die in bester Big Band-Manier für einen höllischen Drive sorgt.

Aus dem balladesken Klassiker „Stormy Weather“ macht Carmel McCourt, die Sängerin der Gruppe, ein aggressives, wütendes Stück. Der Jazz-Standard dient ihr nur als Ausgangspunkt für einen vollkommen neuen Titel, der das Original kaum wiedererkennen läßt.

Alle Stücke wurden nur einmal (mit ganz wenigen Overdubs) im Studio aufgenommen. Dies bewahrt zwar vor Sterilität und erhält Carmels Musik ihre wohltuende Frische. Andererseits führt es aber auch manchmal (bei Smokey Robinsons „Tracks Of My Tears“ etwa) zu unnötigen Längen und unkontrolliertem Geplätscher.

Am besten gelingt die Kombination aus Gospel-Chanting, jazzigem Kontrabaß und unkonventionellem Schlagzeugspiel, wenn die Songs in sparsamer Pop-Kürze auf den Punkt kommen – minimal aber kraftvoll. Dann sind Carmel ihrem Ideal des „Shouting Swing“ sehr nahe gekommen.