Carsten Bohn’s Bandstand – Mother Goose Shoes
Kennern unserer heimischen Rockszene ist Carsten Bohn schon seit rund zehn Jahren ein Begriff: als guter Schlagzeuger. Spätestens seit der LP „Humor Rumor“ aus dem vorigen Jahr weiß man aber auch, daß Bohn trefflich singt, komponiert, textet, arrangiert, produziert und was weiß ich noch alles.
„Humor Rumor“ muß anläßlich Bohns aktueller Platte nochmal erwähnt werden.Bandstand, eher eine lose Verbindung, die aus der Creme des deutschen Rock besteht, setzte sich damals aus Peter Wolbrandt, Roman Bunka, Manne Rürup, Muck Groh, Frank Fischer sowie Freya Wippich, Linda Fields, Jackie Carter im Background-Gesang und einer vierköpfigen Bläsertruppe zusammen. Die Musiker stehen in Verbindung zu solchen Bands wie Ihre Kinder, Kraan oder Release Music Orchestra. Die LP wird allerdings stark von Carsten Bohn selbst bestimmt, speziell durch seinen Gesang, der mich immer wieder angenehm an J.J. Cale oder Cat Stevens erinnert – also voll, spröde und recht gelassen tönt. Höchstens in den Instrumentals könnte man Parallelen zum Release Music Orchestra ziehen, sofern man das nicht in den falschen Hals kriegt: Bohn als Plagiator wäre ein Witz, denn dazu steckt er schon zu lange selbst drin in der Szene. Im Gegenteil scheint mir Bohn zahlreiche Einflüsse, wie sie auf jeden Musiker einwirken, eleganter als viele Kollegen zu verarbeiten.
Genaueres über solche Einflüsse zeigt nun die neue LP „Mother Goose Shoes“, die mit einer anscheinend festeren Bandstand-Besetzung eingespielt wurde: Joram Bejarano (bg), Richard Schumacher(g), Manne Rürup (keyb) und Tommy Goldschmidt (perc), der ebenfalls bei RMO tätig ist. Gelegentlich steigt Mickey Stickdorn ans Schlagzeug, wenn Carsten Bohn Gitarre oder Keyboards bedient (das kann er also auch noch).
„Mother Goose Shoes“ enthält eine ähnlich abwechslungsreiche Mixtur aus Instrumentals und Gesangsnummern, mit dem gleichen laid-back -Gesang wie schon „Humor Rumor“. Nur die Atmosphäre wird hier greifbarer amerikanisch, wozu Bohn’s Widmung paßt: Die Plattenbeilage nennt u.a. Frank Zappa. Lowell George, Stevie Wonder, Tony Williams (sehr passend!), Herbie Hancock, Weather Report und Steely Dan. „Mother Goose Shoes“ (und mit Einschränkung auch „Humor Rumor“) als Jazzrock zu bezeichnen, wäre einseitig, denn dazu paßt eigentlich die formale Struktur der Songs nicht – die ist nämlich stets relativ kurz gehalten, und Bohn legt offenbar großen Wert auf die Melodie als bestimmendes Songelement. Soli dagegen werden immer knapp gehalten eine Parallele, die wiederum zu J.J. Cale oder Steely Dan paßt. Bemerkenswert: Jeder Song enthält eine starke Rhythmusbasis, während die Texte sich auf guten Durchschnitt einpendeln. Weshalb beide Bohn-LPs eine vorzügliche Sache zum Anhören und Mitschnippen, gelegentlich gar zum Tanzen sind. Und noch was: „Mother Goose Shoes“ ist 47 Minuten lang! 4 (beide)
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