Chastity Belt

I Used To Spend So Much Time Alone

Hardly Art!/Cargo (VÖ: 2.6.)

Wenn auf Schuhe gestarrt wird, die vorne spitz zulaufen: Gefühliger Postpunk aus dem Staate Washington.

Ein Großteil aller verfügbaren Ironie ging 2010 für den Bandnamen drauf: Chastity Belt, also Keuschheitsgürtel. Auf den ersten beiden Alben handelten die Songs davon, in benebeltem Zustand die süßen Jungs schon auf der Tanzfläche flachzulegen („Pussy Weed Beer“) oder von einer „Giant Vagina“ – wo doch auch männlicher Indiepostpunkrock nur allzu häufig sich im Besingen des eigenen Gemächts erschöpft. Auf I USED TO SPEND SO MUCH TIME ALONE ist nun kein Kichern mehr übrig, nicht einmal Sarkasmus.

Julia Shapiro, zuständig für Texte und Musik, hat wirklich sehr viel Zeit alleine verbracht und singt über die entsprechenden Agonien und Epiphanien in möglichst ehrlicher Weise, angesurft und fuzzy im besten Sinne, bisweilen an der Grenze zum Dreampop. Mit nüchterner Schläfrigkeit erzählt Shapiro von Fremdbestimmung („Caught In A Lie“) und Betrug („What The Hell“), wobei das Heil eher unterschwellig in der Tatsache liegt, dass Freundschaften zwischen Frauen eben doch möglich sind – wofür die Band selbst als Beweis auf der Bühne steht. Ernüchternd nur, dass die Themen dieser Platte sich eben doch in stimmungsvollen und nur selten wirklich wütenden Klagen über Verhältnisse erschöpfen, denen zu entkommen offenbar nicht möglich ist, schon gar nicht im Rockgeschäft. Worin auch wieder eine gewisse Ironie liegt.

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