CHhis Whitley – At Martyrs
Erwartungshaltungen bedienen? Vergiss es, Baby. Nicht mit Chris Whitley. Knochentrockener Blues auf LIVING WITH THE LAW, „Hendrix goes Grunge“-Geschepper auf DIN OF ECSTASY, zurück zu (allerdings höchst eigenwilligen) „blue notes“ auf DIRT FLOOR, natürlich inklusive einer packenden Cover-Version von Kraftwerks „The Model“: Ausgefuchste Marketing-Strategien sehen anders aus. Aber welchen Reiz hätte schon eine Welt mit lauter kleinen Phil Collins? Eben, und deshalb nehmen wir Whitleys Live-Album AT MARTYRS‘, benannt nach dem Club in Chicago, in dem die 15Tracks aufgenommen wurden, mit offenen Armen auf, freuen uns an schon spröden, weil karg instrumentierten Insider-Favoriten und Semi-Klassikern, stellen fest, dass selbst ein bis aufs Knochengerüst gestripptes „Living With The Law“ noch vom Geist Daniel Lanois‘ umweht wird und fragen uns, ob das zur National Steel besungene „Model“ nicht eher David Byrne als den Herren Hütter und Schneider geschuldet ist.“From One Island To Another“ und „Narcotic Prayer“ indes gemahnen an Jeff Buckley, freilich ohne dessen spirituelle Tiefe zu erreichen. Ein eher fragmentarisches, doch vor Intensität glühendes „Big Sky Country“ bildet dann kurz vor Toresschluss den ekstatischen Höhepunkt des 47-Minuten-Sets. Ist das der Blues für das Jahres 2000? Ein allzu keckes Etikett. Jedermanns Sache? Kaum. Ein passabler Karriereüberblick?
Allemal.
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