Chico Buarque – As Cidades

Mit Carlinhos Brown verbindet ihn scheinbar gar nichts. Carlinhos Brown, dieser zweifellos wichtigste südamerikanische Musiker der 90er Jahre, ist immerhin der Ehemann von Helena Buarque, der Tochter des höchst verehrten Sängers, Poeten, Theaterautoren und Romanschriftstellers Chico Buarque. Der brasilianische Intellektuelle mit portugiesischem Stammbaum fand sich vor einigen Jahren als Brautvater eines weißen Mädels wieder, das einem tendenziell durchgeknallten schwarzen Favela-Kid das Jawort gab. Während Brown wie ein Besessener die Música Populár Brasilien auf den Kopf stellte und eine für Brasilien kunsttheoretisch und gesellschaftspolitisch durchaus diskutable Rassentheorie der kreativen Durchmischung propagiert, will Chico Buarque von modernen Strömungen und aktuellen Zeitthemen nicht viel wissen. Buarque hat sich offenbar behaglich in seinem Bossa Nova-Elfenbeinturm eingerichtet und bleibt mit seinen elf Liedchen den goldenen 60ern verbunden. Allerdings beweist das Cover – Buarques Antlitz per Computermorphing mal als blondhaariger Arierverschnitt, oder zum Indio, Araber und Afrikaner verfremdet – daß er seinen Schwiergsohn schon irgendwie verstanden hat.