Chuckamuck

Jiles

Staatsakt/Rough Trade 19.4.

Das Quartett aus Berlin wiederbelebt auf Album Nummer zwei in voller Unschuld die Ursprungsidee des Punk.

Es gibt Gerüchte. Einzelne Mitglieder von Chuckamuck sollen, so wird gemunkelt, ihre Instrumente dermaßen gut beherrschen, dass sie mit voller Absicht den überzeugenden Eindruck erwecken können, sie nur leidlich bedienen zu können. Auf JILES, dem zweiten Album der immer noch blutjungen Berliner Punkband, lassen sich tatsächlich Indizien für diesen ungeheuerlichen Verdacht finden. Natürlich gibt es wieder zuhauf hingerumpeltes Schlagzeug und schlampige Gitarrenlicks, verschluderte Melodien und verkackte Songdramaturgien. Bisweilen allerdings fällt das Quartett aus dem Rahmen, wird das ein oder andere Riff verdächtig sauber gespielt, wirkt der Rhythmus doch mal einigermaßen rund und „Karl Egal“ schrammelt zwar verteufelt, aber auch überraschend aufgeräumt, bis sich Chuckamuck kurz vor dem Ende des Songs dann doch wieder an ihr Image erinnern und einen kleinen, ungelenken Lärm­ausflug hinlegen. Aber ob Absicht oder nicht, Chuckamuck gelingt es auf JILES tatsächlich noch einmal, in voller Unschuld die Ursprungs­idee von Punkrock wiederzubeleben: riesige Melodien, laute Gitarren und nicht allzu tiefgründige Texte über Mädchen, Trampen, Fernsehserien, Fischvergiftungen und den „Späti“ an der Ecke. Dort kaufen sie dann wahrscheinlich auch das Dosenbier, mit dem sie darauf anstoßen, alle verarscht zu haben.