Circa Waves

Different Creatures

Vertigo/Universal

So klingt der Brexit: Gitarrenrock aus Liverpool, dem man die Herkunft nicht mehr anhört.

Circa Waves wollen die Besten und die Größten sein. Das ist schon mal gut, britische Gitarrenbands, die sich mit einem Mittagsslot beim Hurricane zufrieden geben, sind so sinnlos wie die sinnlosesten Produkte der Non-Food-Abteilung des Kaffeerösters Tchibo, etwa eine Kiwi-to-Go-Box für die Kiwi zwischendurch. Aber wird das denn klappen mit dem Höhenflug von Circa Waves? Der „NME“ dreht durch, jubelt das Info. Na ja, das tut er heute gegen Bezahlung. Und dann soll Bill Murray eine US-Show in Austin besucht haben, was die Band selbst relativiert: Am Abend haben im Laden auch Best Coast gespielt, wegen denen Murray anwesend war.

Prima war die Single „T-Shirt Weather“ vom Debüt, unbeschwert und brav, The Libertines mit Lollipops statt Crackpfeifen. Die Debüt-LP verkaufte sich gut, in den Videos trug der Sänger die Gitarre über der Gürtellinie, wie der Chef von den Kooks. Alles soweit stimmig. Das Problem an der neuen Platte ist die Produktion. Statt auf klassischen Britpop zu setzen, legt Alan Moulder (früher mal ein Shoegazer-Spezialist) eine US-Alternative-Schicht über die Songs.

Die Methode erinnert an Botox: Der Sound mag dadurch einem wie auch immer definierten Ideal nahe kommen, doch das Leben ist weg, es regt sich nicht mehr viel in diesen Songs. Nicht mal die britische Herkunft der Band wird noch deutlich, sie klingt wie eine beliebige alternative Gitarrengruppe, wie sie sich auch in Lemgo oder Lüdenscheid gründen könnte. Dabei kommen Circa Waves aus Liverpool. What a waster!