Cliff Richard – Green Light
Vor nunmehr genau 20 Jahren erschien die erste Single von Harry Webb, alias Cliff Richard, auf dem englischen Schallplattenmarkt und etablierte ihn als britischen Elvis Presley. Seine Karriere vom Rock’n’Roller über den seichten Entertainer bis zum durchaus ernst zu nehmenden Interpreten guter moderner Popsongs wurde im ME 11/77 nachgezeichnet. Hier soll nur erwähnt werden, daß der „neue“ Cliff Richard 1976 mit der von Ex-Shadow Bruce Welch produzierten LP „I’m Nearly Famous“ auftauchte, die selbst bei gestandenen Rockstars wie Eric Clapton und Jimmy Page Eindruck schinden konnte. Den Erfolg wiederholten Welch und Richard mit „Every Face Teils A Story“, wogegen Cliffs selbstproduziertes Gospelalbum „Small Corners“ vom Frühjahr 78 ziemlich abfiel.
Der Unterschied lag eindeutig in der Qualität der Songs (und wohl auch in der Qualität des Produzenten), wie „Green Light“ nur zu schlüssig belegt. Bruce Welch hat wieder produziert, und Songschreiber wie der Gitarrist Terry Brüten und das Team Alan Tarney (Baß, Gitarre, Keyboards)/ Trevor Spencer (diverse Schlaginstrumente) haben eine Handvoll exzellenter Popnummern abgeliefert.
Man mag einräumen, daß hier das Rezept von „I’m Nearly Famous“ und „Every Face“ wiederholt wird, aber wen kümmert’s, solange es nicht langweilig wird. Und das wird sicher niemand behaupten, der überhaupt ein Ohr für melodische Popmusik hat, die zudem noch rockig, durchsichtig und nie schmalzig produziert wurde.
Die Balance zwischen Rokkern bzw. rhythmusbetonten Tracks und Balladen ist klar zugunsten der Rocker verschoben, und das ist für meinen Geschmack gut so. Auf eine Auflistung einzelner Songs will ich mal verzichten, es würde keine weitere Erleuchtung bringen, ich kann nur versichern, daß unter den 10 Titeln des Albums kein einziger Flop ist. Okay? Was Cliff Richard auf „Green Light“ bringt, ist der einschläfernden Routine eines Elton John oder einer Linda Ronstadt um Klassen überlegen.