Zwei brittische Gruppen, beide so um die zehn Jahre alt, die nie über eine mittlere Popularität hinausgekommen sind. Beide haben das Label gewechselt, beide haben handwerklich sehr gute Platten gemacht, und in beiden ist leider der Wurm drin.

Die (um Richard Jones geschrumpfte) Climax Blues Band hat zwar eine perfekte Produktion mit ungeheuer ausgewogenem und farbigem Klangbild abgeliefert – die Song-Substanz allerdings ist in etlichen Fällen arg schal. Die weichgespülten Titel sind ausnahmslos auf US-Geschmack frisiert. Wenn die erste Seite mit Gospel-Geschnulz aufhört und die nächste mit Disco-Funk beginnt, dann wird das jeder als peinlichen Abstieg empfinden, der sich noch an die alte „Climax Chicago Blues Band“ erinnern kann. Inzwischen droht selbst der Rest-Blues in satten Harmonien zu ertrinken, und von richtigen Rockern halten die vier auch nicht mehr viel. Die zweite Namensverkürzung scheint überfällig: Climax Band. Der Titel wäre genauso unverbindlich wie die Musik.

Bei den personalverschleißenden Strawbs haben sich Lambert/Cousins/Cronk als aktuelle (und schätzungsweise fünfte) Rumpfbesetzung herausgeschält. Mittlerweile ist der schon immer etwas plagiat – verdächtige Strawbs-Sound noch etwas orientierungsloser geworden. Auf der ersten Plattenseite stolpert man unter anderem über nichtssagende amerikanische Einheitskost ( „No Return“) oder einen gekonnten Cat-Stevens-Verschnitt („Joey And Me“). In der großen Linie sind die Erdbeeren allerdings ihrer abwechslungsreichen und ausladend arrangierten Rockmusik treu geblieben, die irgendwie in der Nähe von Gabriels späten Genesis-Ambitionen anzusiedeln ist. Und dasPlattenfinale(„Deadly Nightshade“/ „Words Of Wisdom“) ist wieder mal randvoll mit jenem mystisch angehauchten, frostigen Pathos, das schon immer Dave Cousins beste Kompositionen ausgezeichnet hat. Auf derselben geheimnisumwitterten Wellenlänge bewegt sich übrigens der lebensphilosophische Unfug seiner Texte, der sich fortsetzt bis hinein in die ausgedruckten Produktionsdaten. Originalton Cousins über „Deadlines“: „It took several months out of our lives between July and October 1977 and years off them.“ Sollen wir jetzt alle eine Träne drücken? 3 (Climax) 3 (Strawbs)