Coldcut – Let Us Play More Beats & Pieces

Mit TripHop kannst du heute die Leute um den Block jagen. Vom Trend zum Schimpfwort – so fix geht das. Die Ninja Tune-Eigentümer Matt Black und Jonathan More zucken da nur mit den Schultern. „Urgesteine“ der DJ-Culture dürfen das. Black und More gehörten schon Mitte der 80er zu den „bedroom programmers“, den ersten mehrheitsfähigen Produzenten, die auch ohne Studio auskamen. Coldcut führten Lisa Stansfield ins Geschäft ein, gingen mit Mark E. Smith (The Fall) zusammen, remixten Gott und die Welt. Coldcut waren (und sind zuweilen noch) göttliche Verhackstückler vor dem Herrn, ließen zu ihrem eigenen Jahrmarktsvergnügen Welten kollidieren. Aktuelles Zeugnis legt der „Daddy Rips It Up Mix“ von MORE BEATS & PIECES ab: Das bilderstürmende Hooligan-Werk gibts auf der dem neuen Album beigelegten, gleichnamigen Remix-CD. Hierfür verschickte man an John McEntire (Tortoise), Kid Koala, O-Bert sowie T Power das quasi handelsübliche, auf 30 Stück limitierte Rhythmus-Loopsund Samples-Maxivinyl, ließ Strictly Kev (DJ Food), Kid Koala und Ollie Teeba (Herbaliser) die Rille live remixen-fertig: eine 30 Minuten-Reise durch DJ-Wonderland, bis hin zu den Ursprüngen, als der Jockey nur Turntables, Mischpult und seine flinken Finger hatte. Fürs Album stand Coldcut dann wieder der gesamte Maschinenpark zur Verfügung und eine ganze Heerschar von Musikern (u.a.Jello Biafra!) und Co-Produzenten zur Seite. Dieses nach allen Seiten offene Statement auf TripHop zu reduzieren macht keinen Sinn. LET US PLAY zeigt überaus unterhaltsam derzeitig höchsten DJ-Culture-Standard auf. Nenn es D’n B, Intelligent Techno, nenne es einfach Jazz. LET US PLAY gibt mehr als eine Ahnung davon, warum Protagonisten wie Kritiker nahezu allen anderen U-Musik-Spielarten Stillstand und Tod voraussagen. Die Genre-Konkurrenz warnen Coldcut gleich selber: „This is Ninja Tunes most important release ever!“.